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Worum es beim Autogipfel wirklich ging (und worüber bisher kaum jemand spricht)

Herzlich willkommen zur 36. Ausgabe von Der Autopreneur!

Diese Woche werfen wir einen Blick auf den vieldiskutierten "Autogipfel" in Berlin. Aber wir schauen nicht auf die offensichtlichen Schlagzeilen. Die hast du sicher schon anderswo gelesen. Stattdessen interessiert mich die Debatte hinter den Kulissen: Arbeitsplätze vs. Wettbewerbsfähigkeit.

Eine Kontroverse, die grundlegende Fragen über die Zukunft der deutschen Automobilindustrie aufwirft. Was dahintersteckt und welche Positionen die Industrie vertritt, liest du im heutigen Newsletter.

Lesezeit: 5 Minuten

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🏔️ Worum es beim Autogipfel eigentlich ging (und worüber bisher kaum jemand spricht)

Eigene Darstellung

Diese Woche fand in Berlin der mit Spannung erwartete "Autogipfel" statt. Wirtschaftsminister Robert Habeck lud Vertreter der Automobilindustrie zum Krisengespräch. Die Erwartungen waren hoch: Neue E-Auto-Förderungen, Abwrackprämien oder Anpassungen der CO2-Grenzwerte standen im Raum. Doch das Ergebnis war ernüchternd: Keine neuen Fördermaßnahmen, nur vage Versprechungen und der Verweis auf die EU-Ebene.

Viele zeigten sich enttäuscht und sahen sich in ihrer Meinung bestätigt: Die Politik sei unfähig, echte Lösungen zu liefern. Doch ist das wirklich der Kern des Problems?

Die Grenzen politischer Einflussnahme

Tatsächlich kann und sollte die Politik hier nur begrenzt eingreifen. Eine blinde Subventionierung der Autobauer mit Steuergeldern ist aus mehreren Gründen problematisch:

  1. Kaufanreize für den deutschen Markt sind wenig effektiv. Der heimische Markt ist global betrachtet einfach viel zu klein.

  2. Wie wir wissen, sind viele Probleme der Autobauer hausgemacht:

    • Ineffiziente Strukturen

    • Mangelnde Innovationskraft

    • Zu hohe Kosten

  3. China-Dilemma: Das boomende China-Geschäft hat die Ineffizienzen jahrelang kaschiert. Mit dem Einbruch dieses Marktes bricht nun das ganze Kartenhaus zusammen.

Die eigentliche Debatte: Arbeitsplätze vs. Wettbewerbsfähigkeit

Das wegfallende China-Geschäft legt die Probleme nun offen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die deutschen Autobauer radikal sparen.

Folge: Jobs fallen weg bzw. werden ins Ausland verlagert.

Die zentralen Fragen des Autogipfels sind also:

  • Sollen Steuergelder genutzt werden, um Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten?

  • Was ist eigentlich die Verantwortung der Autokonzerne?

In der Branche gibt es zwei gegensätzliche Perspektiven auf das Thema.

Perspektive 1: Wettbewerbsfähigkeit vor allem

Für diese Seite argumentiert der sogenannte Autopapst Ferdinand Dudenhöffer:

"Es ist nicht die Aufgabe der Autoindustrie, den Standort Deutschland zu retten, sondern nachhaltige Unternehmen aufzubauen."

Er plädiert für:

  • Jobabbau in Deutschland

  • Verlagerung dieser Jobs ins Ausland - besonders nach China (niedrigere Lohn- und Energiekosten, weniger Regularien)

  • Nur so könnten die Autobauer wieder wettbewerbsfähig werden

Ergo: Die Autobauer haben keine Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeiter:innen in Deutschland & dem Standort selbst.

Perspektive 2: Soziale Verantwortung

Die andere Seite vertritt Andreas Bös (Forscher am ISF München):

  • Deutsche Autobauer hätten eben doch eine Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeiter:innen und dem Wirtschaftsstandort

  • Wenn sie der nicht nachkommen, zerstören sie die "soziale Grundlage für wirtschaftliche Neuorientierung"

  • Es dürfe keine Entkopplung von Unternehmens- und Mitarbeiterinteressen geben

  • Denn das würde auch die Innovationsfähigkeit der Autobauer beeinträchtigen

Die Kernfrage: Verantwortung vs. Wettbewerbsfähigkeit

Diese Kontroverse wirft zentrale Fragen auf:

  1. Sollten Steuergelder zur Subventionierung von Arbeitsplätzen eingesetzt werden, die so eigentlich nicht mehr wirtschaftlich wären? (Spoiler: Das macht nicht so viel Sinn, das Geld ist an anderer Stelle besser investiert)

  2. Was ist wichtiger: das Überleben der Konzerne oder ihre Rolle am Standort Deutschland?

  3. Wie können wir die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sichern, ohne dabei die soziale Verantwortung und den Standort Deutschland zu opfern?

Der Autogipfel zeigt: Wir befinden uns mitten in der Transformation. Und Transformation heißt leider auch, dass Dinge wegfallen. Da kommen wir nicht drumherum.

Die Herausforderung: Einen Weg finden, der sowohl wirtschaftlich als auch sozial verträglich ist. Und der vor allem eine Zukunftsfähigkeit des Standorts berücksichtigt.

Diese Debatte brauchen wir jetzt. Offen und ehrlich.

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Bis nächste Woche,

— Philipp

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