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Warum die Krise für VW eine Chance ist (mit neuen Insider-Infos)

Herzlich willkommen zur 34. Ausgabe von Der Autopreneur!

🎉 Wir haben die 10.000 Abonnenten erreicht! Als Hobby-Projekt gestartet, bin ich überwältigt von der Resonanz. Euer Vertrauen motiviert mich, jede Woche mein Bestes zu geben. Danke!

Diese Woche mache ich eine Ausnahme: Ich greife das VW-Thema erneut auf. Die Lage ist so dynamisch und euer Feedback so wertvoll, dass eine Fortsetzung wichtig ist.

Heute gebe ich ein kurzes Update zu VW und teile spannende Einblicke von Leser:innen.

Den begleitenden Podcast zum Newsletter findest du hier.

PS: Ich suche aktuell eine Werkstudent:in für mein Team. Falls du jemanden kennst, leite die Ausschreibung gerne weiter!

Lesezeit: 5 Minuten

Weitere Top-Themen (exklusiv für Pro-Abonnenten):

  • Neue Details zu CARIAD & dem VW-Rivian-Deal: Was durchgesickert ist und welche Folgen die VW-Krise für CARIAD hat

  • Die KI-Strategie von Mercedes: Wie das Thema organisatorisch aufgehängt ist & welche Use Cases bereits im Einsatz sind

  • Analyse: Warum Porsche auf einmal Luxus-Apartments in Asien baut

  • +1 Chart der Woche & der Wochenüberblick der wichtigsten Branchennews

🏔️ VWs Weg vom Autohersteller zum Technologiekonzern

Quelle: Volkswagen

Letzte Woche habe ich über die Probleme bei Volkswagen berichtet (Geplante Werksschließungen & Stellenabbau). Die Resonanz war überwältigend. Viele von euch haben mir geschrieben und interessante Perspektiven geteilt.

Gleichzeitig hat sich die Lage bei VW diese Woche nochmals zugespitzt. Deshalb greife ich das Thema nochmal auf und gebe ein Update. Und zeige auf, warum diese Krise eine einmalige Chance zur Neuerfindung bietet.

VW kündigt Beschäftigungssicherung

Die Schlagzeile der Woche: VW kündigt mehrere Tarifverträge mit der IG Metall. Darunter die seit 1994 geltende Beschäftigungssicherung für rund 120.000 Beschäftigte in DE. Ab Juli 2025 sind erstmals seit 30 Jahren betriebsbedingte Kündigungen möglich. Ein Schock für viele Beschäftigte und ein klares Signal: VW meint es ernst mit dem Sparkurs.

Die Reaktionen:

  • Betriebsratschefin Daniela Cavallo nennt es einen "bitteren Tag" und "historischen Angriff auf unsere Jobs"

  • IG Metall kündigt "erbitterten Widerstand" an

  • VW-Personalvorstand Gunnar Kilian sagt: "Wir müssen die Kosten in Deutschland auf ein wettbewerbsfähiges Niveau senken. Nur so können wir in neue Technologien und Produkte investieren."

VW hat wirklich ein Effizienz-Problem

In der letzten Ausgabe hatte ich die Effizienz von VW mit anderen Herstellern verglichen. Einige von euch haben zu Recht angemerkt, dass der "Umsatz pro Mitarbeiter" allein kein aussagekräftiger Indikator ist. Deshalb habe ich mir die Zahlen nochmal angeschaut (Danke an Artur König für die Hilfe mit der Visualisierung):

Gewinn pro Mitarbeiter verschiedener Autohersteller im Jahr 2023 (Quelle: Eigene Darstellung)

VW erwirtschaftet pro Mitarbeiter einen Gewinn von 23.410€. Das ist deutlich weniger als die meisten Konkurrenten. Bei Toyota sind es 82.542€, bei BMW 72.862€.

Der Gewinn pro Mitarbeiter zeigt, wie effizient ein Unternehmen arbeitet. Er zeigt auch, wie gut es Umsatz in Profit umwandeln kann.

Und auch diese Kennzahl belegt: VW hat ein massives Effizienzproblem.

Das ist Blumes Strategie für VW

VW-Chef Oliver Blume will VW zum "weltweit führenden automobilen Technologiekonzern" machen. Ein ambitioniertes Ziel, wie diese Grafik zeigt:

Operative Umsatzrendite der VW-Pkw-Sparte und Ziel für 2026 (Quelle: Reuters)

Die Umsatzrendite der Kernmarke VW lag im ersten Halbjahr 2024 bei 3,4%. Das Ziel von 6,5% bis 2026 wirkt vor diesem Hintergrund also sehr ambitioniert.

Zum Vergleich: "Echte" Technologiekonzerne erzielen deutlich höhere Margen. Bei Microsoft und Meta liegt die operative Marge bei ca. 40%. Apple erreicht knapp 30%. VW hat also noch einen weiten Weg vor sich.

Auf diesem Weg setzt Blume auf 5 Säulen:

  1. Kosten entlang der gesamten Wertschöpfungskette senken

  2. Die "besten Elektrofahrzeuge der Welt" bauen

  3. Technologieführer werden (bei Software, Batterien und Mobilitätsdiensten)

  4. Dafür insbesondere die Partnerschaften mit Xpeng und Rivian nutzen

  5. Und Effizienz durch Abbau von Überkapazitäten und Prozessoptimierung steigern

Tiefgreifende Strukturprobleme bei VW

Mich hat überwältigend viel Feedback zum letzten Artikel erreicht. Ich lese jede einzelne Nachricht. Bitte seht es mir nach, dass ich bei mittlerweile über 10k Abonnent:innen nicht mehr jede einzelne beantworten kann.

Zwei besonders interessante Aspekte möchte ich hier herausgreifen:

1 | Kulturelle Herausforderungen

Eine langjährige VW-Mitarbeiterin schreibt:

"Es fühlt sich oft so an, als wären wir immer kurz vor 'Neujahr'… wir wissen, was falsch läuft, wollen es ändern… fangen an… und dann ist im übertragenen Sinne irgendwie Februar und wir sind im AUTOmodus."

Diese Aussage macht deutlich: Die Probleme bei VW sind durchaus bekannt. Oft ist man aber so vom Tagesgeschäft getrieben, dass die Veränderung hintenangestellt wird. Wenn Deadlines drängen, wird die große, mühsame Transformation verschoben. Verständlich, aber problematisch. Es zeigt: Echte Veränderung braucht Zeit, Kapazität und damit Geld - also Freiraum, den VW sich erst einmal schaffen muss.

2 | Problematische Anreizsysteme

Ein weiterer Leser äußert sich zum Bonus- und Beförderungssystem bei VW:

"Wenn man aufsteigen will, muss man KPIs zeigen. Gemessen werden die Verantwortung für Materialkosten, Entwicklungsbudget, Führungsspanne und Anzahl der Konzerngremien, an denen man teilnimmt. Große Zahlen sind hier durchweg positiv für die Beförderung. Eine hohe Komplexität im Produkt fördert diese KPIs und die jeweilige Karriere!"

Dieses Feedback zeigt eindrücklich, wie tief die Probleme verwurzelt sind. Das Anreizsystem belohnt nicht Effizienz oder Innovation. Es fördert Komplexität und den Status quo. Es erklärt, warum VW bei Software oder der Reduzierung von Steuergeräten nicht vorankommt. Die Herausforderung liegt also weniger bei den Mitarbeitern. Sondern im gesamten System, das Veränderung eher behindert als fördert.

Mein (vorläufiges) Fazit: Wir sollten die Krise als Chance begreifen

VW steht vor einem schmerzhaften Prozess. Der Konzern muss gleichzeitig:

  • Kosten senken

  • Effizienz steigern

  • Die technologische Transformation stemmen

  • Einen Kulturwandel bewältigen

Diese Aufgabe ist gewaltig. Doch die Krise bietet auch eine einmalige Chance.

Wir Deutschen gelten als veränderungsscheu. Lieber optimieren wir den Status quo, als uns grundlegend neu auszurichten. Wenn es um den nächsten Quantensprung oder gar Disruption geht, tun wir uns schwer.

Doch die Geschichte hat auch gezeigt: Wenn der Druck groß genug ist, können wir über uns hinauswachsen und Außergewöhnliches leisten.

Der Druck ist jetzt da. Die Bereitschaft für grundlegende Umstrukturierungen wächst. VW hat die Chance, sich neu zu erfinden – und scheint entschlossen, diese zu nutzen.

Wer jetzt noch einen Grund sucht, warum es sich lohnt: Dem lege ich diesen Werbeclip ans Herz. Er zeigt, wie VW die Realität ganzer Generationen geprägt hat. Hier geht es um mehr als nur ein Unternehmen. Es geht um ein Stück Kultur- und Wirtschaftsgeschichte. Und dafür lohnt es sich doch zu kämpfen.

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Wochenperformance

Hier die Wochenperformance der wichtigsten Automotive-Werte:

Kurs

Woche Δ

YTD Δ

Xiaomi

2,22 €

6,22%

23,33%

Tesla

208,20 €

6,19%

-8,88%

BYD

27,65 €

1,95%

12,26%

Porsche

67,08 €

1,15%

-16,25%

VW

92,38 €

0,41%

-18,16%

Ferrari

425,60 €

0,09%

38,36%

GM

42,04 €

-1,61%

27,12%

Honda

9,34 €

-1,99%

0,65%

Toyota

15,68 €

-2,49%

-4,27%

Stellantis

13,62 €

-2,92%

-35,66%

Mercedes

56,74 €

-2,93%

-10,41%

BMW

73,32 €

-6,24%

-27,96%

Woche Δ: Kursveränderung der letzten Woche
YTD Δ: Kursänderung seit Jahresbeginn

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Bis nächste Woche,

— Philipp

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