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Game Over für VW? So dramatisch ist die Lage wirklich
Herzlich willkommen zur 41. Ausgabe von Der Autopreneur!
Diese Woche stand mal wieder ganz im Zeichen von Volkswagen. Werkschließungen, Stellenabbau, Gehaltsverzicht - die Medien waren voll mit Horrormeldungen.
Kein Wunder: VW steht wie kein zweites Unternehmen für die deutsche Automobilindustrie. Und die ist DAS Symbol für Deutschlands Platz in der Weltwirtschaft.
Wenn es also bei VW kriselt, wird das schnell zur Metapher für den Abstieg des Industriestandorts Deutschland.
Parallel dazu legte VW seine Q3-Zahlen vor – und die machten es nicht besser.
Aber was steckt hinter den Schlagzeilen? Ich habe die Zahlen analysiert und schaue hinter die Kulissen. Wie ernst ist die Lage wirklich? Und welche Strategie verfolgt VW jetzt?
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Lesezeit: 5 Minuten
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🏭 Game Over für VW? So dramatisch ist die Lage wirklich
KI-generiertes Symbolbild
Zu Volkswagen hast du diese Woche wahrscheinlich schon alles gelesen. Ein kurzer Recap:
Der Konzern will 3 der 10 deutschen Werke schließen
Das Management fordert von allen Mitarbeitern 10% Gehaltsverzicht & Verzicht auf Boni. Sie sollen mithelfen, den Konzern wieder auf Spur zu bringen
Die IG Metall kontert und fordert stattdessen Gehaltserhöhungen von 7%. Sonst drohen Streiks
Und als wäre das nicht genug, legte VW noch seine Q3-Zahlen vor.
Die Q3-Zahlen zeigen die ganze Dramatik (Veränderung gegenüber Q3 2023):
Nettogewinn: -64% auf 1,6 Mrd. Euro
Operatives Ergebnis: -42% auf 2,9 Mrd. Euro
Konzernumsatz: -0,5% auf 78,5 Mrd. Euro
Auslieferungen: -7% auf 2,2 Mio. Fahrzeuge
Seit 2018 sinken die Auslieferungen in in China (Quelle: Reuters)
Q3-Margen der VW-Marken im Vergleich (Operative Margen):
Kernmarke VW: 1,8% (-0,6%) - das Ziel von 6,5% bis 2026 erscheint utopisch
ŠKODA: 8,1% (+2,2%) - profitiert von schlanken Strukturen
SEAT/CUPRA: 0,3% (-3,5%) - unter Druck im Volumensegment
Progressive (Audi): 0,7% (-6,6%) - Einbruch in China belastet stark, gleichzeitig hohe Investitionen
Sport Luxury (Porsche): 10,6% (-7,2%) - auch das Luxussegment schwächelt
Die größte Baustelle ist China
Dort verliert VW nach 40 Jahren die Marktführerschaft an BYD.
Der Absturz in Zahlen:
BYD: 2,3 Mio. Fahrzeuge in den ersten neun Monaten 2024 (+38%)
VW-Konzern: 2,1 Mio. Fahrzeuge (-10%)
Der Gewinn aus dem China-Geschäft bricht um 40% ein: Von 2,6 Mrd. Euro 2023 auf erwartete 1,6 Mrd. Euro 2024 (Quelle: Volkswagen AG)
Was steckt hinter dem China-Problem?
Der traditionell starke Verbrennermarkt schrumpft massiv
Bei E-Autos fehlt VW das passende Angebot - der Marktanteil liegt bei nur 3%
Die Plug-in-Hybride von VW erreichen nicht die in China notwendige E-Reichweite von 100 km. Damit entfallen wichtige Kaufprämien (von denen BYD & Co profitieren)
Gleichzeitig kostet die Transformation Milliarden
CARIAD und PowerCo machen hohe Verluste (Quelle: Volkswagen AG)
Die aktuellen Investitionen:
CARIAD: -876 Mio. Euro Verlust allein im Q3 (-2,1 Mrd. Euro in den ersten 9 Monaten)
PowerCo: -207 Mio. Euro im Q3 (-371 Mio. Euro in den ersten 9 Monaten)
Rivian: 1 Mrd. USD Wandelanleihe, weitere 2 Mrd. USD für das Joint Venture
Restrukturierungskosten: 2,2 Mrd. Euro für geplante Werksschließungen und Stellenabbau
Die VW-Aktie reagierte dennoch kaum auf diese Hiobsbotschaften. Während Öffentlichkeit und Medien von der Dramatik überrascht wurden, blieb die Börse gelassen. Der Grund: Die schlechten Nachrichten waren bei Investoren bereits eingepreist.
Zudem bewerten sie 2 Aspekte positiv:
Das Management erkennt den Ernst der Lage und scheut keine harten Einschnitte
Die neue Strategie mit starken Technologie-Partnern scheint sie zu überzeugen
Diese Strategie ist VWs Antwort auf die zunehmende Spaltung der Weltmärkte
Für den Westen:
Mit Rivian will VW eine zukunftsfähige E-Auto-Plattform entwickeln - inklusive der Software. Also genau das, was mit CARIAD bisher nicht gelungen ist. Die Details zum Joint Venture habe ich hier analysiert.
Start im Dezember: Mit Rivian entwickelt VW eine neue E-Plattform für Europa und Nordamerika (Quelle: Volkswagen AG)
Für den Osten:
VWs "Comeback-Strategie für China" setzt auf eine ähnliche Lösung:
Mit Xpeng entwickelt VW eine neue E-Auto-Generation für den chinesischen Markt
Durch die neue Architektur sollen die Kosten um 40% sinken
Die ersten Modelle kommen allerdings erst 2026 auf den Markt
Ziel: Bis 2030 in China wieder auf 15% Marktanteil kommen (aktuell: 12,6%)
Diese Zweigleisigkeit ist VWs Antwort auf die wachsenden Unterschiede zwischen Ost und West: Nicht nur bei Handelspolitik und Technologie-Standards, sondern auch bei Kundenerwartungen. Was beide Märkte eint: Den Schlüssel zum Erfolg sieht man in Software und E-Mobilität.
Die Strategie ist mutig - und riskant. VW nimmt sich bewusst Zeit, um technologisch aufzuholen (sie haben allerdings auch kaum eine Wahl). Bis 2026 hat der Konzern aber keine wirkliche Antwort auf die aktuelle Entwicklung. Der Marktanteil in China wird also vermutlich weiter sinken. Die große Frage ist: Von welchem Niveau muss man sich dann wieder hocharbeiten? Und ob die neuen Modelle 2026 dann wirklich so überzeugend sind, dass man damit in vier Jahren wieder auf 15% Marktanteil kommt? Die chinesischen Hersteller werden bis dahin kaum stillstehen und auf VW warten.
🔗 VW | Reuters | Handelsblatt1 | Handelsblatt2 | NYT | Bloomberg | Electrive | MM1 | MM2 | BI
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Hier die Wochenperformance der wichtigsten Automotive-Werte:
Woche Δ: Kursveränderung der letzten Woche
YTD Δ: Kursänderung seit Jahresbeginn
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