• Der Autopreneur
  • Posts
  • VW gehackt, deutsche Hersteller auf der Beijing Auto Show, Teslas Robotaxi-App

VW gehackt, deutsche Hersteller auf der Beijing Auto Show, Teslas Robotaxi-App

Herzlich willkommen zur 14. Ausgabe von Der Autopreneur!

Diese Woche wurde bekannt, dass bei Volkswagen über Jahre geheime Daten gestohlen wurden. Mutmaßlich von chinesischen Hackern. Ziel waren geheime Infos zu Motoren und Technologien.

Der Fall zeigt, wie fragil die deutsch-chinesischen Beziehungen sind. Und wie wichtig Cybersicherheit in der Automobilbranche geworden ist. Wir schauen uns heute genauer an was passiert ist.

Weitere Themen diesmal:

  • Deutsche Autobauer auf Chinas "IAA" - der Beijing Auto Show

  • KI wird auf Hannover Messe zum Game Changer

  • Tesla präsentiert Robotaxi-App im Uber-Style

  • China baut jetzt Autos in Barcelona

  • Hyundai startet "Brand Space" auf Amazon

  • Mercedes macht Rastatt zum Blueprint in Sachen AI

Lesezeit: 5 Minuten

🔐 Mutmaßlich chinesische Hacker klauten jahrelang geheime Daten von VW

Hinweis: AI-generiert

Erst letzte Woche hatte ich hier über die China-Reise von Olaf Scholz berichtet. Ziel war es die Handelsbeziehungen zu festigen.

Deshalb sind diese Meldungen zeitlich besonders unangenehm für die deutsche Regierung:

  • Der Verfassungsschutz verhaftet 3 mutmaßliche chinesische Spione wegen Wirtschafts- und Rüstungsspionage

  • Zudem flog ein chinesischer Spion auf, der für einen AfD-Europaabgeordneten arbeitete

  • Und VW wurden offenbar jahrelang von chinesischen Hackern ausspioniert

Zwischen 2010 und 2015 erbeuteten die Angreifer rund 19.000 vertrauliche Dateien von Volkswagen. 

Was ist passiert?

Die Hacker kamen über das mexikanische Werk Puebla ins System. Von dort arbeiteten sie sich bis auf die Server in Wolfsburg vor. Aufgeflogen sind sie wohl nur durch Zufall.

Ihr Ziel: Infos zu Motoren, Getrieben und Zukunftstechnologien wie E-Antrieben.

Insider berichten: Die IP-Adressen der Hacker konnten bis nach Peking verfolgt werden. Direkt zur Volksbefreiungsarmee. Ein eindeutiger Beweis dafür fehlt jedoch. Und China bestreitet jegliche Beteiligung.

Der Fall zeigt, wie fragil die deutsch-chinesischen Beziehungen sind. Deutschlands starke wirtschaftliche Abhängigkeit schränkt Reaktionsmöglichkeiten ein. China forciert den Aufstieg eigener Automarken - notfalls mit harten Bandagen.

Die Devise der Bundesregierung im Umgang mit China: Risiken minimieren, Chancen nutzen. Das ist aktueller denn je.

Als Exportnation steht Deutschland im Fadenkreuz ausländischer Spione. Zitat Innenministerin Faeser: "Wir kennen die erheblichen Gefahren der China-Spionage für Wirtschaft, Industrie und Wissenschaft."

Mein Take: Deutsche Firmen müssen ihre IT-Sicherheit in den Griff bekommen. Digitalkompetenz und Cybersecurity stecken manchmal noch in den Kinderschuhen. Das ist fahrlässig und naiv.

Denn auch unabhängig von den genannten Fällen: Im globalen Kampf um Technologieführerschaft wird mit harten Bandagen gekämpft. Angriffsflächen werden knallhart ausgenutzt.

VW selbst hat seit dem Hack übrigens die IT-Sicherheit "massiv verstärkt". Das war auch bitter nötig. Hoffen wir, dass der Schutz diesmal reicht. Und dass andere Firmen nachziehen.

PS: Danke an Chrisabel für den Tipp zu diesem Thema! Eure Impulse sind immer willkommen. Schickt mir jederzeit gerne Ideen!

Hier sind die weiteren News der Woche:

🇨🇳 Deutsche Autobauer auf Chinas "IAA" - der Beijing Auto Show:
In Peking findet gerade die Auto China statt (auch Beijing Auto Show). Die größte Automesse des Landes.
Vor Ort: Natürlich auch alle deutschen Marken und deren Chefs. Sie kämpfen in China mit dem sinkendem Marktanteil. Grund: Der schnelle Umstieg auf Elektrofahrzeuge.
Während die Deutschen im Elektrosegment nur auf 5% kommen, dominieren chinesische Marken mit 84%. Insgesamt liegt der deutsche Marktanteil auf dem tiefsten Stand seit 6 Jahren.
Auf der Auto China wollen sie ein Comeback starten. Mit speziell für China entwickelten Modellen und Kooperationen mit lokalen Playern. VW zeigt ein neues Konzept mit Xpeng. BMW stellt seine "Neue Klasse" vor. Mercedes präsentiert die elektrische G-Klasse - und bringt mit Tencents Hilfe das Videospiel Need for Speed ins Cockpit.
Besonders VW steht unter Druck. Chinachef Brandstätter erwartet zwei harte Jahre, bleibt aber kämpferisch. Ab 2026 soll eine neue E-Auto-Generation die Wende bringen.
Ich greife die Auto China nächste Woche nochmal auf.
🔗 Bloomberg | Manager Magazin

🇩🇪 Von Peking zur Hannover Messe:
Die hat diese Woche ebenfalls stattgefunden stand ganz im Zeichen von KI. Das Motto "Industrial Transformation".
Siemens zeigte den "Industrial Copilot". Der Sprachassistent steuert Industrieroboter per Zuruf - quasi "ChatGPT für Ingenieure".
Bosch setzt KI für effizientere Wasserstoffherstellung ein. Lernende Algorithmen optimieren “Elektrolyseure”, die Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff spalten.
BMW baut mit Catena-X ein Datenökosystem, das Transparenz über Lieferketten schaffen soll. Im Pilotprojekt erfasst der Konzern den Energieverbrauch bei der Fertigung einer kompletten Komponente.
Experten sehen großes Potenzial: Studien zufolge kann KI der deutschen Industrie Milliarden bringen - 8% mehr Wertschöpfung.
Mein Take: Wenn wir es schaffen frühzeitig Industriestärke mit KI zu kombinieren, könnte ein spannender Wettbewerbsvorteil entstehen.
🔗 Automobil-Produktion | CIO

🚕 Tesla zeigt Robotaxi-App im Uber-Style:
Bei Tesla läuft es gerade nicht rund: sinkende Nachfrage, Entlassungen, Restrukturierungen. Elon Musk reagiert mit drastischen Maßnahmen.
Besonders sticht sein Fokus auf autonomes Fahren heraus. Im August soll es dazu große News geben. Wie immer mit Vorsicht zu genießen - solche Versprechen gab es bei Tesla schon oft. Aktuell sieht es nicht danach aus, als hätte man hier einen technischen oder regulatorischen Durchbruch geschafft.
Trotzdem (oder gerade deswegen?) kündigt Tesla jetzt eine Robotaxi-App an. Wie Uber - aber mit selbstfahrenden Autos. Die Screenshots zeigen ein schickes, minimalistisches Interface. Mit interessanten Features:
Per App kann man ein Robotaxi "herbeirufen", Temperatur und Musik steuern - auch schon vor der Fahrt.
Laut Tesla wird die Flotte eine Mischung aus firmeneigenen und privaten Fahrzeugen. Musk schwärmt von einer "Kombination aus Uber und Airbnb". Besitzer sollen ihre Teslas flexibel vermieten können, wenn sie sie nicht brauchen.
Mein Take: Bis Robotaxis wirklich in großem Stil unterwegs sind, dürfte es noch dauern. Aber die App zeigt, wohin die Reise gehen könnte. Und wer weiß - vielleicht überrascht uns Musk im August ja doch mit einem fertigen Robotaxi-Service?
🔗 Electrek | The Verge

🇨🇳 China startet die Autoproduktion in Europa - und zwar in Barcelona:
Nach dem Export folgt der nächste logische Schritt. Der chinesische Autobauer Chery macht jetzt den Anfang. Das Unternehmen eröffnet sein erstes europäisches Werk. Zusammen mit der spanischen Marke Ebro will man in Barcelona bis zu 150.000 Autos pro Jahr bauen, auch Elektromodelle.
400 Millionen Euro werden investiert, 1.250 Jobs sollen entstehen. Noch dieses Jahr ist Produktionsstart. Chery plant wohl auch ein Werk in Italien.
Damit ist die Marke aber nicht allein: Auch BYD, Dongfeng und Co. planen den Sprung nach Europa. BYD plant eine Megafabrik für 300.000 E-Autos in Ungarn. Dongfeng verhandelt ebenfalls mit Italien.
Für die Chinesen geht es um mehr als niedrigere Kosten. Lokale Werke senken Handelsrisiken und schaffen Jobs vor Ort. In Zeiten in denen die EU Strafzölle gegen China diskutiert, ein logischer Schritt. Und ein klares Signal: Wir kommen, um zu bleiben.
🔗 Electrive | Automobilwoche 1 | Automobilwoche 2

🚗 Hyundai startet "Brand Space" auf Amazon(.)de:
Diese Woche machte eine Meldung auf LinkedIn die Runde: Hyundai hat einen "Brand Space" auf Amazon gestartet. Was das ist?
Im Grunde eine Hyundai-Landingpage auf Amazon. Mit viel Brand Content und Infos zu Hyundais Nachhaltigkeitsaktivitäten.
Ganz unten gibt's eine Übersicht der E-Modelle. Mit Basics zu den Autos und einem Button zur Hyundai-Website. Dort kann man dann Angebote einholen und Probefahrten buchen.
Hyundais Ziel scheint es, über Amazon Traffic auf die eigene Website zu holen. Ob das klappt? Ich habe da meine Zweifel.
Mein Take: Der ganz große Wurf ist der "Brand Space" nicht. Um Traffic zu generieren ist das Geld in Google oder Social Media Ads vermutlich besser angelegt. Aber vielleicht ist es ja ein Test für mehr? Mal sehen.
Übrigens: Schon vor Monaten gab es Berichte, dass Hyundai in den USA Autos direkt auf Amazon verkaufen will. Dazu hatte ich auf LinkedIn berichtet.
🔗 Hyundai auf Amazon | Mein LinkedIn Post zum Thema

⭐️ Mercedes setzt auf KI in der Produktion - Rastatt wird zum digitalen Blueprint:
Mercedes-Produktionsvorstand Jörg Burzer sieht KI als Schlüssel für die Zukunft der Autoproduktion. Im Interview erklärt er, wie das Werk Rastatt dabei zum Vorreiter im Konzern wird.
Zentrales Element sei der digitale Zwilling. In Rastatt wird er dank der NAVIDA-Partnerschaft bereits eingesetzt (ich hatte im Newsletter zu NVIDIAs Omniverse berichtet). Ergebnis: 40-50% weniger Umbauzeit für neue Modelle.
Auch KI-Tools wie ChatGPT sind in Rastatt im Einsatz. Sie "demokratisieren" Daten und erleichtern vielen Mitarbeitern die Arbeit, so Burzer.
Gleichzeitig punktet das Werk mit flexiblen Linien für Verbrenner und E-Autos. Dieser Mix sei für Mercedes entscheidend für hohe Effizienz.
Unterm Strich zeigt Rastatt, wohin die Reise für Mercedes in der Produktion geht: Digitaler, flexibler, günstiger - dank KI. Das Werk gilt nun konzernweit als Blueprint.
🔗 Automobil-Produktion | Newsletter zu NVIDIA

🇩🇪 Chart der Woche: Deutschlands Top-20 Automodelle 2023

Quelle: Berylls

Die Grafik von Berylls zeigt Deutschlands meistverkaufte Automodelle in 2023.

Interessante Findings:

  • VW führt das Ranking mit gleich 3 Modellen an.

  • Insgesamt wird die Liste - wenig überraschend - von deutschen Marken geprägt.

  • Tesla ist der einzige nicht-europäische Hersteller in der Liste. Das Model Y landet mit 46k Einheiten auf einem beachtlichen 8. Platz.

  • Und auch Fiat sticht raus. Mit dem 500 landen sie auf Platz 6 - fast die Hälfte davon elektrisch.

  • Chinesische Marken sucht man in den Top-20 noch vergebens. Ich bin gespannt ab wann das erste chinesische Modell in den deutschen Top-20 auftaucht.

Das war’s für diese Woche!

Der VW-Fall zeigt, wie wichtig der Schutz von Betriebsgeheimnissen und Technologien vor (ausländischer) Konkurrenz geworden ist.

Was denkst du dazu? Wurde die Gefahr durch Industriespionage in der deutschen Autoindustrie bisher unterschätzt?

Schreib mir gerne deine Meinung per Mail oder in den LinkedIn Kommentaren zu dieser Ausgabe!

Und wie immer interessiert mich dein Feedback zur Ausgabe:

Wie hat dir die heutige Ausgabe gefallen?

Login oder Abonnieren um an umfragen teilzunehmen.

Du kannst mir auch einfach auf diese Mail antworten.

Bis nächste Woche & einen guten Start in den Mai!

Philipp

PS: Dieser Newsletter macht mir großen Spaß, ist aber viel Arbeit. Wenn er dir gefällt, freue ich mich sehr, wenn du ihn an Kolleg:innen & Kontakte weiterempfiehlst. Danke für deine Unterstützung!

Das könnte dich auch interessieren:

Arbeite mit mir zusammen. Mein Team bei horyzn.io unterstützt Automotive-OEMs, Zulieferer & Dienstleister bei der digitalen Transformation.

Sponsor werden und über 12k Fach- und Führungskräfte in Automotive-DACH erreichen.

Alle bisherigen Ausgaben findest du hier.

Philipp Raasch

Ich bin Philipp. Gründer der Automotive-Digitalberatung horyzn.io.
Davor habe ich 10 Jahre bei Mercedes gearbeitet. In meinem Newsletter gebe ich jeden Sonntag ein Update zur digitalen Transformation der Automobilbranche. Wenn du mehr über mich erfahren willst, folg mir auf LinkedIn.

Signature Philipp Raasch