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Tesla crasht, BMW Software Hub in Indien, Porsche will "Apple der Autowelt" werden

Herzlich willkommen zur 11. Ausgabe von Der Autopreneur!

Bevor wir loslegen: Diese Woche habe ich den Newsletter zusätzlich auf LinkedIn gelauncht. Innerhalb von nicht mal 12 Stunden haben wir die 1000 Abonnenten dort geknackt! Ich bin überwältigt von der positiven Resonanz. Ganz vielen Dank an euch alle!

Ein herzliches Willkommen an alle neuen Abonnenten. Schön, dass ihr dabei seid!

Aber kommen wir zum eigentlichen Thema: Teslas Absatzeinbruch im Q1 hat hohe Wellen geschlagen. Kein Wunder, schließlich waren wir bisher nur Erfolgsmeldungen gewöhnt. Ich habe mir die Hintergründe genauer angeschaut.

Außerdem erwartet dich heute:

  1. BMW startet Software-Hub in Indien - als Joint-Venture mit Tata

  2. Porsche-Vorstand Sajjad Khan will den Sportwagenbauer zum "Apple der Autoindustrie" machen

  3. Smartphone-Riese Xiaomi liefert 1. E-Auto aus - und hat Tesla & Porsche im Visier

  4. Baidu & Geely veranstalten "AI Day" im Stil von Tesla

  5. Die Hälfte aller Deutschen könnte sich vorstellen ein chinesisches E-Auto zu kaufen

Lesezeit: 5 Minuten

📉 Tesla Absatz bricht ein - ist das der Anfang vom Ende?

Tesla Absatz bricht ein

Hinweis: AI-generiert (midjourney)

Normalerweise sind wir von Tesla ja nur Wachstum gewohnt. Und das mit einer Geschwindigkeit, die in der Automobilbranche einmalig ist. Wenn es also bei Tesla ein Problem gibt, dann sind das direkt große News.

Und genau das ist jetzt passiert: Im Q1/2024 lieferte Tesla weltweit nur 387.000 Fahrzeuge aus. Ein Minus von 8,5% im Vergleich zum Vorjahr. Damit fällt Tesla auf das Niveau von Q3 2022 zurück.

Die Zahlen zeigen: Teslas Dominanz bröckelt. Denn der Wettbewerb wird härter:

In China wissen wir, dass einheimische Hersteller wie BYD kontinuierlich Marktanteile gewinnen. Für ausländische Hersteller - so auch für Tesla - wird es dort immer schwieriger.

Bei uns in Europa bringen Hersteller wie BMW immer bessere E-Modelle. Und das Wachstum bei E-Autos schwächt sich generell ab.

Als Gründe für den Einbruch nennt Tesla:

  • Produktionsanlauf des überarbeiteten Model 3 in Fremont

  • Lieferverzögerungen da Frachter mehr Zeit von und nach China brauchen

  • Und auch die Brandstiftung im Berliner Werk in Grünheide führt Tesla an

Aber sind das wirklich die Gründe? Schauen wir mal genauer:

Teslas Modellpalette ist in die Jahre gekommen. Die Preissenkungen haben die Gewinne belastet, ohne den Absatz stark zu steigern.

Und Elon Musks Auftritte haben Kunden verprellt. Laut Caliber sank der Anteil potenzieller US-Käufer, die "sehr wahrscheinlich" einen Tesla kaufen würden, von 46% auf 35%.

Das spiegelt sich an der Börse: Die Tesla-Aktie ist seit Jahresbeginn um 34% gefallen - der schlechteste Wert im S&P 500. Seit dem Hoch 2021 hat sich der Börsenwert mehr als halbiert.

Tesla Absatzentwicklung

Quelle: Wall Street Journal

Trotzdem holt sich Tesla den Spitzenplatz von BYD zurück

Im vierten Quartal 2023 hatte BYD zum ersten Mal mehr E-Autos als Tesla verkauft. Trotz des schwachen Starts ins Jahr 2024 gibt es nun aber einen Lichtblick für Tesla-Fans:

Mit 387.000 verkauften E-Autos lag Tesla im Q1 um 86.000 Fahrzeuge vor BYD. Damit darf sich der Konzern wieder weltgrößter E-Autobauer nennen.

Doch der Vorsprung schmilzt. BYD hat im Jahresvergleich um 13% zugelegt. Tesla dagegen schrumpft.

Side-Fact: In Deutschland brachen Teslas Neuzulassungen im Q1 um 55,8% ein - mehr als der Gesamtmarkt (-36,7%).

Analysten rechnen für 2024 mit wenig bis gar keinem Wachstum für Tesla. Gründe: die alternde Modellpalette und weiterhin hohe Zinsen.

Musk beschwichtigt. Tesla sei zwischen 2 "Wachstumswellen". Die erste waren Model 3 und Y. Die nächste soll eine neue Fahrzeuggeneration bringen. Besonders das lang erwartete günstige Einstiegsmodell ab Ende 2025.

Doch jetzt berichtete Reuters, dass Tesla das Projekt eingestampft hat. Grund: In dem Segment habe man keine Chance gegen die Chinesen - allen voran BYD. Musk dementierte direkt auf X - und kündigte kurz darauf ein neues Robotaxi-Modell für August an. Die Meldungen überschlagen sich also schon wieder.

Quelle: X/Twitter (06.04.2024)

Fest steht: Der Tesla-Hype schien zuletzt zu bröckeln. Aber Musk zeigt schon wieder, dass er ihn schnell neu entfachen kann. Trotzdem dürfte es spannend bleiben, wie sich die Firma im harten Wettbewerb schlägt.

Mit 525 Milliarden USD ist Tesla auf jeden Fall immer noch deutlich höher bewertet als alle anderen Autobauer. Und viele Investoren bleiben optimistisch. Musk wurde oft unterschätzt. Und hat oft bewiesen, dass er das Blatt wenden kann. Sei es mit cleveren Marketing-Stunts oder guten Produkten.

Eines ist sicher: Es wird nicht langweilig bei Tesla. Wir dürfen also sehr gespannt sein, was als nächstes kommt!

Hier sind die weiteren News der Woche:

🇮🇳 BMW startet Software-Hub in Indien - als Joint-Venture mit Tata:
BMW und der indische IT-Dienstleister Tata Technologies gründen ein Gemeinschaftsunternehmen. Ziel: Entwicklung von Software für vernetzte Autos, autonomes Fahren, Infotainment & digitale Services. Dafür setzt BMW auf indische Talente an den Standorten Pune, Bangalore und Chennai.
Sie sollen die globalen Software-Kapazitäten von BMW ausbauen. 100 Tata-Experten unterstützen zum Start, mittelfristig peilt man 1000+ Entwickler an. So will BMW vom KI-Hype in Indien profitieren. Die Kooperation reiht sich ein in den Ausbau der BMW IT-Hubs, wie dem NTT Data Joint Venture in Rumänien. Das Gemeinschaftsunternehmen mit Tata muss noch von den Behörden abgesegnet werden.
🔗 automotiveIT | Automobil Industrie | Automobilwoche | Telematics News

🚗 Car-IT Vorstand Sajjad Khan will Porsche zum "Apple der Autoindustrie" machen:
Das Manager Magazin hat mit dem neuen Porsche-Vorstand Sajjad Khan gesprochen. Er verantwortet seit November das für ihn geschaffene Ressort Car-IT. In der deutschen Autobranche ist er kein unbekannter. Bei BMW und Mercedes galt er als Auto-"Steve Jobs": genial, aber schwierig. Das führte immer wieder zu Spannungen.
Bei Mercedes (wo ich ihn kennengelernt habe) gilt er quasi als Urvater von MBUX und MB.OS. Am Ende wurde er (so sagt man) von CEO Källenius abgesägt - angeblich wegen zu hoher Machtansprüche. VW-Chef Blume sah die Chance und holte ihn zu Porsche. Trotz 2-jähriger Sperrfrist. Khans Vision: Porsche zum Apple der Autoindustrie machen.
Hard- und Software nahtlos integrieren, von Cockpit bis in die Unternehmensprozesse. In Weissach will er agile Teams statt Abteilungs-Silos. Sein Buzzword: "Liquid Organisation".
Sein Einfluss ist groß: Gesellschafter von Porsche Digital und Porsche Engineering, verantwortlich für die Entwicklung in China. Und nebenbei soll er als strategischer Berater der Konzernmutter VW fungieren. Wir dürfen gespannt sein, was er bei Porsche erreicht!
🔗 Manager Magazin

📱 Xiaomi liefert 1. E-Auto aus - und hat Tesla & Porsche im Visier:
Nicht nur Apple hatte mal Pläne für ein eigenes Auto. Auch Xiaomi steigt jetzt ins Geschäft ein. In China wurden jetzt die ersten Exemplare der Luxuslimousine SU7 ausgeliefert.
Und der Ansturm war riesig: 100k Reservierungen, 40k Bestellungen. Wartezeit: bis zu 8 Monate. Xiaomi will wohl die Produktion auf 10k Autos pro Monat hochfahren. Werkkapazität: 200k/Jahr.
Mit einem Kampfpreis ab 27.600€ greift der SU7 Teslas Model 3 an. CEO Lei Jun sagt: In 90% der Specs sei der SU7 dem Model 3 überlegen. Und auch sonst fehlt es ihm nicht an Selbstbewusstsein. Sein großes Ziel: Irgendwann Porsche überholen. Der Taycan war nämlich Vorbild für den SU7.
In 15-20 Jahren will Xiaomi in die Top 5 der E-Autobauer. Nach der SU7-Premiere schoss der Börsenwert um 7,6 Mrd. $ hoch. Mehr wert als Hyundai, Kia oder Renault.
Wird Xiaomi zum Game-Changer? Wir werden sehen. Aber im Gegensatz zu Apple hat man es geschafft, ein eigenes Auto auf den Markt zu bringen.
🔗 Autobild | Electrive | Manager Magazin

🤖 Baidu & Geely veranstalten "AI Day" im Stil von Tesla:
Dass sich die Chinesen von Tesla inspirieren haben lassen, lässt sich kaum übersehen. Baidu und Geely haben ihren ersten "AI Day" veranstaltet. Ganz wie Tesla wollen sie mit KI ihre Vision vom Auto der Zukunft vermarkten.
Im Mittelpunkt: das "KI-Auto". Und wie Tesla setzen sie beim autonomen Fahren auf Kameras und KI statt teurer Lidar-Sensoren - genannt "Pure Vision".
Doch der Verkauf der Robocars von Baidu und Geely läuft noch nicht. Nur 774 Autos setzte ihr Joint Venture Ji Yue 2023 ab. Begriffe wie "KI-Auto-Roboter" scheinen Kunden eher zu verwirren als zu begeistern.
Nun sollen weitere Tech-Innovationen helfen: "Apollo Vision Takes All" verbessert per KI die Umgebungswahrnehmung. Und die "Lane Definition Map" ermöglicht autonomes Fahren ohne Lidar. Kameras im Auto liefern dabei Feedback an KI-Algorithmen. Die verfeinern damit das Kartenmaterial, das dann wiederum autonomes Fahren ermöglicht.
Die "KI-Partner" suchen nun nach Autoherstellern, die die Technologie integrieren. Klar ist: China will bei Car-Tech ganz vorn mitspielen. Und scheint zu glauben, dass Tesla die beste Strategie fährt.
🔗 Automobil Industrie

🇨🇳 Die Hälfte aller Deutschen könnte sich vorstellen ein chinesisches E-Auto zu kaufen:
Chinesische Marken kommen bei deutschen Käufern immer besser an. Das zeigt eine Umfrage von Carwow.
Im Februar 2024 konnten sich 50% vorstellen, ein E-Auto aus China zu kaufen. Ende 2022 waren es nur 30%. Gründe:

  • Kunden sehen chinesische Marken als wettbewerbsfähiger bei Preis und Rabatten (>50%)

  • Größere Modellauswahl: Statt 20% in 2022 heben das nun 35% hervor

  • Chinesen bieten mehr "Wert fürs Geld", finden über 50%

Es gibt aber auch Vorbehalte. Über 50% zögern aus politischen Gründen. Und ein Drittel hat Datenschutzbedenken (2022: 17%).
Carwow-Chef Sayler von Amende sieht den "Siegeszug aus Fernost" erst am Anfang. Vor allem BYD stehe kurz vor dem Durchbruch. Am Ende profitieren Kunden von mehr Auswahl und niedrigeren Preisen.
Spannend: Chinas Marken investieren massiv in Bekanntheit - mit Erfolg. Wie groß der wird, entscheidet der Kunde.
🔗 Automobilwoche

🏆 Chart der Woche: Tesla holt das Ding zurück

Quelle: Visual Capitalist

Tesla darf sich wieder weltgrößter Elektroauto-Hersteller nennen. Mit 387.000 verkauften E-Autos im Q1 2024 liegt der US-Konzern wieder vor BYD (301.000 Einheiten).

Allerdings verzeichneten beide einen starken Rückgang nach der Rabattschlacht Ende 2023 - Tesla um 20%, BYD sogar um satte 43%.

Im Vorjahresvergleich sieht es umgekehrt aus: Da legte BYD um 13% zu, während Teslas Absatz um 8,5% sank.

Punkten kann BYD mit aggressiver Preispolitik: In China kostet der BYD Seagull umgerechnet 9.700 USD, der Yuan Plus (Model Y-Konkurrent) 16.000 USD. Teslas günstigstes Model 3 liegt bei 34.000 USD.

Das Momentum scheint zu kippen: BYD holt auf, Tesla schwächelt. Entschieden ist das Rennen aber noch lange nicht.

Das war’s für diese Woche!

Ich hoffe, die Inhalte waren wieder wertvoll für dich. Zum Schluss wie immer meine Frage:

Wie hat dir die heutige Ausgabe gefallen?

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Ich wünsche dir eine erfolgreiche Woche und bis zum nächsten Mal!

Dein Philipp

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Philipp Raasch

Ich bin Philipp. Gründer der Automotive-Digitalberatung horyzn.io. Davor habe ich 10 Jahre bei Mercedes gearbeitet. In meinem Newsletter gebe ich jeden Sonntag ein Update zur digitalen Transformation der Automobilbranche.

Signature Philipp Raasch