Der Fall des 'Performance-Psychopathen': Warum Stellantis-Chef Tavares scheiterte

Herzlich willkommen zur 46. Ausgabe von Der Autopreneur!

Die Top-News der Woche: Stellantis-CEO Carlos Tavares muss gehen. Sein radikaler Sparkurs war zunächst erfolgreich – doch dann überspannte er den Bogen.

Der Fall Tavares ist eine spannende Case Study für die gesamte Branche: Können wir die Transformation mit den Mitteln der alten Welt meistern? Oder brauchen wir einen fundamentalen Neuanfang?

In der heutigen Ausgabe analysiere ich die Situation bei Stellantis – und welche Learnings wir daraus ziehen können.

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🪂 Der Aufstieg und Fall des Carlos Tavares (und wie es jetzt bei Stellantis jetzt weitergeht)

Der Verwaltungsrat von Stellantis hat genug von Carlos Tavares. Mit sofortiger Wirkung tritt der CEO des viertgrößten Autobauers der Welt zurück. Der Grund: Seine radikale Effizienzfixierung hat dem Konzern am Ende mehr geschadet als genutzt.

Der Portugiese wurde in der Branche als "Performance-Psychopath" bekannt:

• kompromisslose Top-down-Führung

• rigorose Sparmaßnahmen

• eine fast besessene Fixierung auf Kennzahlen

Mit dieser Strategie sanierte er zunächst PSA (Peugeot, Citroën, Opel). Und formte 2021 durch die Fusion mit Fiat-Chrysler den Mega-Konzern Stellantis.

2023 erreichte er mit einer Marge von 13% noch Rekordgewinne. Das wäre der Moment gewesen, den extremen Sparkurs zu lockern. Doch Tavares drückte weiter aufs Tempo.

Der extreme Fokus auf Kostensenkung führte zu Qualitätsproblemen und verzögerten Modellstarts. Um die hohen Margen zu halten, hob Stellantis die Preise stark an.

Die Folgen:

• Die Gewinne brachen ein, der Aktienkurs fiel um 40%.

• Die Händler blieben auf überteuerten Fahrzeugen sitzen

• Lieferanten und Partner wandten sich ab

• Und in Europa verlor Stellantis Marktanteile an die asiatische Konkurrenz

Ein Insider berichtet: "Jeder, der wollte, bekam sofort Abfindung." Die Folge: Die besten Leute haben das Unternehmen reihenweise verlassen.

Ein Mitarbeiter beschreibt: "Wir hatten immer mehr Arbeit, mit immer weniger Leuten."

Im November eskalierte die Situation. Der Verwaltungsrat stellte Tavares' radikale Ziele infrage. Seine Reaktion war bezeichnend. Sinngemäß teilte er dem Verwaltungsrat mit: "Das geht euch nichts an - mischt euch nicht in meine Arbeit ein." Er wollte die Probleme mit noch mehr Kostendruck lösen.

Der Verwaltungsrat zog die Reißleine und forderte seinen sofortigen Rücktritt.

"Er hat den Laden hier totgespart", urteilt ein Insider. Dabei hatte Tavares durchaus die richtigen Weichen für die Zukunft gestellt. Seine Strategie war gut - aber die Art der Umsetzung fatal. Seine patriarchische Führung verhinderte ehrliches Feedback. Aus Angst vor seinen Überreaktionen meldete niemand Probleme nach oben.

Meine Einschätzung:

Der Fall Tavares offenbart das zentrale Dilemma klassischer Autobauer. Die Automobilindustrie erlebt ihre größte Transformation:

Von Hardware zu Software, vom Verbrenner zum E-Motor, vom selbst fahren zum autonomen Fahren. Kurz gesagt: Kein Stein bleibt auf dem anderen.

In ihrer Ratlosigkeit klammern sich viele etablierte Hersteller an alte Erfolgsrezepte. Sie optimieren das Bestehende und pressen die letzten Prozentpunkte an Effizienz heraus.

Tavares hatte die Zeichen der Zeit zwar erkannt. Er wusste, dass Stellantis sich neu erfinden muss. Doch er versuchte die Transformation mit den Mitteln der alten Welt umzusetzen: Kostendruck und Kennzahlen.

Das Problem: In Zeiten der Disruption reicht das nicht mehr. Wer nur optimiert statt sich neu zu erfinden, gestaltet den eigenen Niedergang lediglich einen Tick effizienter.

Die erfolgreichsten Autobauer bei Zukunftstechnologien werden heute von Tech-CEOs geführt (siehe hier). Sie denken das komplette Geschäft neu - vom Produkt bis zum Geschäftsmodell.

Stellantis wird nun durch ein Interimskomitee unter John Elkann geführt. Bis Mitte 2025 soll ein neuer CEO gefunden sein. Nach monatelangem Schwebezustand kommt jetzt endlich Bewegung in den Konzern. Die grundsätzliche Strategie von Tavares soll aber bleiben.

Die entscheidende Frage ist: Welchen Weg wählt der Konzern?

• Setzt man wieder auf einen klassischen Auto-Manager, der weiter optimiert - quasi einen Tavares light?

• Oder wagt man den Schritt zu jemandem, der radikal neu denkt - vielleicht sogar zu einem Tech-CEO?

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📊 Wochenperformance

Hier die Wochenperformance der wichtigsten Automotive-Werte:

Woche Δ: Kursveränderung der letzten Woche
YTD Δ: Kursänderung seit Jahresbeginn

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