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Peak Germany: Hat die deutsche Autoindustrie ihre besten Zeiten hinter sich?
Herzlich willkommen zur 39. Ausgabe von Der Autopreneur!
Die deutsche Automobilindustrie war jahrzehntelang ein Synonym für Qualität und Innovation.
Doch aktuell mehren sich die Zeichen, dass wir an einem Wendepunkt stehen. Schrumpfende Marktanteile, Probleme bei der Elektrifizierung und Digitalisierung werfen Fragen auf.
Hat die deutsche Autoindustrie ihre besten Zeiten hinter sich? Ist das "Peak Germany" für unsere Autobauer?
In dieser Ausgabe gehe ich dieser Frage auf den Grund. Ich analysiere die Lage und frage: Wie kann die Branche den Abwärtstrend stoppen?
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Lesezeit: 5 Minuten
Weitere Themen diese Woche (für Pro-Abonnenten):
Shitstorm in China erwischt eine deutsche Luxus-Automarke. Wie ein einziger Kunde eine PR-Desaster auslöste und was westliche Autobauer daraus lernen müssen
Autobauer plant den größten Börsengang in der Geschichte Indiens. Was steckt dahinter und welche Auswirkungen hat das auf den globalen Automarkt?
Während Tesla noch an seiner Robotaxi-Vision feilt, sind sie andernorts schon Realität. Wo du schon heute fahrerlose Taxis nutzen kannst und wie sich die Strategien global unterscheiden
Außerdem: Wie immer das 360°-Update zur Transformation: Alles was diese Woche wichtig war. Kompakt & zeitsparend aufbereitet
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Was erwartet dich? Der Podcast entspricht inhaltlich der aktuellen Newsletter-Ausgabe. In Zukunft sind auch gelegentliche Interviews geplant.
Hier findest du den Podcast:
📉 Peak Germany: Hat die deutsche Autoindustrie ihre besten Zeiten hinter sich?
KI-generiertes Symbolbild
Aktuell reden viele vom "Peak AI" - dem Zeitpunkt, an dem der KI-Hype seinen Höhepunkt erreicht und die Blase platzt. Diese Metapher will ich heute für die Automobilindustrie aufgreifen. Deutsche Automarken waren lange Synonym für Qualität und technologische Überlegenheit. Doch aktuelle Zahlen zeichnen ein düsteres Bild.
Wir fragen uns heute: Hat die deutsche Autoindustrie ihre besten Zeiten hinter sich?
Die deutsche Automobilindustrie hat ein globales Problem
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. In den wichtigsten Automärkten der Welt - China und den USA - verlieren die deutschen Hersteller an Boden:
Deutsche Autohersteller lieferten 2024 weltweit nur 7,2 Mio. Fahrzeuge aus – ein Rückgang um 2,1% zum Vorjahr
Ihr globaler Marktanteil sank von 22% (2019) auf 20,4% (2024)
Bei E-Autos liegt ihr Marktanteil in China und den USA unter 10%
China wird zum Albtraum
Lange war China Wachstumsmotor und Profitcenter der Deutschen. Nun wird die Lage immer dramatischer:
Die Marktanteile der deutschen Hersteller in China sind von 25% vor der Pandemie auf unter 15% gefallen
VW erwartet 2024 einen Gewinnrückgang um 50% in China
Im Q3 2024 verzeichneten alle deutschen Hersteller massive Einbrüche:
BMW: -30%
Porsche: -19%
Mercedes: -13%
VW: -15%
Deutsche Autobauer verlieren Marktanteile in Chinas EV-Boom (Quelle: Bloomberg)
USA zeigt deutliche Schwächen
Die Probleme beschränken sich aber nicht auf China. Auch in den USA kämpfen die deutschen Hersteller mit Absatzrückgängen und Margendruck. Besonders im Elektroautomarkt:
Alle deutschen Hersteller zusammen erreichten im Q3 2024 nur 9,7% Marktanteil bei E-Autos
VW verzeichnete sogar einen Rückgang von 58%
Tesla dominiert mit fast 50% Marktanteil
Im Q3 verkaufte Tesla mehr Cybertrucks (!) als Audi, Mercedes und Porsche zusammen an E-Autos abgesetzt haben
Zudem sieht es nicht so aus, als würde sich die Situation bald bessern:
Kamala Harris würde wohl Bidens E-Auto-Förderung fortsetzen. Das würde den Druck auf deutsche Hersteller erhöhen
Donald Trump droht zeitgleich mit hohen Einfuhrzöllen auf deutsche Autos. Was die Lage für die deutschen Hersteller wohl noch schwerer machen würde
Elektroauto-Verkäufe Januar bis September 2024 (Quelle: FAZ)
Ursachen des Niedergangs
Die Gründe für den Abstieg der deutschen Autoindustrie sind vielfältig und komplex. Sie reichen von verpassten Trends bis hin zu strukturellen Problemen. Hier ein Überblick über die wichtigsten Faktoren:
1) Wir haben den Elektroauto-Trend verschlafen
Deutsche Hersteller haben zu lange am Verbrenner festgehalten. Die Folgen sind deutlich:
In Europa macht der E-Auto-Anteil bei VW nur 10,6% aus, während der Marktdurchschnitt bei 13% liegt
In China ist die Diskrepanz noch größer: VW liegt bei unter 9%, der Markt insgesamt bei 25%
In Deutschland wird die Zukunft des Verbrenners noch intensiv diskutiert. Das bindet Ressourcen und verzögert den Umstieg - während andere Märkte sich längst festgelegt haben
Verbrenner-Markt schrumpft in allen wichtigen Märkten (Quelle: Handelsblatt)
2) Wir hinken bei der Digitalisierung hinterher
Das Problem geht über die Elektromobilität hinaus. Deutsche Autobauer haben auch die Digitalisierung verschleppt:
Deutsche Hersteller haben Rückstände bei Software und Konnektivität
Im Gartner Digital Automaker Index schafft es nur BMW in die Top 10
Kunden legen mehr und mehr Wert auf Software und digitale Services. Deutsche Hersteller liefern hier bisher kein gutes Erlebnis
Chinesische Marken setzen stark auf digitale Features und KI. Deutsche Autos wirken dagegen oft spartanisch
Ein Beispiel: Die Familie Xu konnte man wohl als die Traumkunden deutscher Autobauer in China bezeichnen. Fuhrpark: Porsche 911 und G-Klasse. Beim elektrischen Taycan gehörten sie zu den ersten Käufern. Doch ihre Meinung änderte sich. Sie kritisierten die "schreckliche" Software im Taycan. Bei einem E-Auto hatten sie offensichtlich komplett andere Erwartungen als bei einem Verbrenner. Ihr Fazit: "Das war einfach nur ein elektrifizierter Porsche – mehr nicht."
Sie wechselten zum günstigeren Nio ET5. Ihr vernichtendes Urteil: "Deutsche Autos erreichen dieses Technologie-Niveau nicht. Mercedes, BMW und Audi sind kaum noch als Luxusmarken zu betrachten."
Beim autonomen Fahren sind deutsche Hersteller zwar noch vorne dabei. Doch der Vorsprung schmilzt. Tesla, Nio und Huawei investieren massiv in KI und eigene Chips - die Grundlagen fürs autonome Fahren. Deutsche Hersteller haben ihre Investments hingegen zurückgefahren.
3) Wir sind zu teuer und zu langsam
Deutsche Hersteller kämpfen mit hohen Kosten und langen Entwicklungszeiten:
Die Arbeitskosten in Deutschland sind mit 62 € pro Stunde die höchsten in Europa (Frankreich 47 €, Italien 33 €, Spanien 29 €)
Deutsche Werke sind oft nicht ausgelastet. Bei VW in Wolfsburg liegt die Auslastung bei nur 61%, in Dresden sogar bei 30%. Das treibt die Kosten pro Auto nach oben
Das macht deutsche E-Autos zu teuer. Ein Xpeng G6 kostet in China ca. 13.000 € weniger als der vergleichbare BMW iX1
Außerdem brauchen deutsche Hersteller oft noch Jahre, um neue Modelle oder größere Updates auf den Markt zu bringen. Chinesische Konkurrenten hingegen legen da ein viel schnelleres Tempo vor
Chinesische E-Autos bieten mehr fürs Geld (Quelle: Bloomberg)
Haben wir also Peak Germany erreicht?
Ich denke bei den Stückzahlen müssen wir diese Frage leider mit "Ja" beantworten.
Es ist unwahrscheinlich, dass deutsche Hersteller zu alter Stärke in Form von Marktanteilen zurückkehren werden. Der Automarkt ist heute viel umkämpfter. Mehr Player mischen mit und wollen ihren Teil vom Kuchen. Zudem wechseln Kunden, die einmal abgewandert sind, selten zurück.
Es geht also weniger darum, Marktanteile zurückzugewinnen - sondern den Abwärtstrend aufzuhalten. Dafür müssen deutsche Autobauer ihren USP wiederfinden. Die zentrale Frage lautet: Warum sollte sich ein Kunde für einen Mercedes, BMW oder VW entscheiden?
Tesla ist die Tech-Marke von dem verrückten Milliardär, der auch Raketen in den Weltraum schießt. Mit Top-Software, dem besten Ladenetz und KI-Fokus
Chinesische Hersteller bieten luxuriöse High-Tech E-Autos zu unschlagbaren Preisen
Und deutsche Autobauer bieten... ja, was eigentlich?
Die Antwort auf diese Frage wird darüber entscheiden, ob wir tatsächlich "Peak Germany" erreicht haben. Allzu viel Zeit haben wir nicht mehr um eine passende Antwort zu finden.
🔗 Bloomberg | FAZ | Handelsblatt
📊 Wochenperformance
Hier die Wochenperformance der wichtigsten Automotive-Werte:
Woche Δ: Kursveränderung der letzten Woche
YTD Δ: Kursänderung seit Jahresbeginn
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