Der iPhone-Moment der deutschen Autoindustrie

Herzlich willkommen zur 48. Ausgabe von Der Autopreneur!

Dies ist die letzte Ausgabe für 2024. Zeit für ein paar persönliche Worte.

Am 1. Februar startete der Newsletter mit nicht mal 100 Lesern. Heute, 11 Monate später, sind es 17.000. Das überwältigt mich immer noch.

Noch mehr freut mich das Feedback: Der Newsletter ist für viele zur festen Routine geworden. Die Insights helfen dabei, bessere Entscheidungen zu treffen. Und was mir am meisten bedeutet: Viele teilen meine Überzeugung, dass wir den Wandel in der Branche aktiv vorantreiben müssen. Genau dafür mache ich das hier.

Im Juli habe ich dann alles auf eine Karte gesetzt: Der Autopreneur wurde mein Full-Time Job. Gleichzeitig habe ich ein Premium-Modell eingeführt. Heute kann ich mich voll darauf konzentrieren, unsere Branche zu analysieren. Ich führe viele Gespräche. Recherchiere in internationalen Märkten. Und ich teile diese Erkenntnisse jede Woche hier im Newsletter.

Die Pro-Abonnenten machen das möglich. Sie ermöglichen nicht nur tiefere Analysen, sondern auch eine komplett unabhängige Perspektive.

Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken!

In der heutigen Ausgabe blicke ich zurück auf das Autojahr 2024. Was hat die Branche verändert? Was haben wir gelernt? Und vor allem: Was bedeutet das für 2025?

Hinweis: Zwischen den Jahren mache ich eine kurze Pause. Die nächste Ausgabe erscheint am 5. Januar 2025. Für wichtige Updates folg mir gerne auf LinkedIn.

🎧 Den begleitenden Podcast zum Newsletter findest du hier.

Lesezeit: 5 Minuten

Weitere Top-Themen (exklusiv für Pro-Abonnenten):

  • Ein Automotive Mega-Deal bahnt sich an – warum es plötzlich sehr schnell geht & welche Signalwirkung das für etablierte Hersteller hat

  • Im Chart der Woche schauen wir auf die Marktmacht von Tesla

  • Das 360°-Update in 5 Minuten:

    • Von der politischen Lage in China & USA (und dem Impact auf Automotive)

    • Über die aktuellen Entwicklungen bei Xiamoi, Huawei & Nvidia

    • Bis zu BYDs überraschendem Einstieg in ein neues Tech-Segment und den neuesten Personalien bei Mercedes

    • Alle business-kritischen News kompakt analysiert

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Der heutige Newsletter wird präsentiert von Siemens Digital Industries Software:

Letztens fragte mich ein Kollege: "Warum ist Software im Auto eigentlich so kompliziert? Updates gibt's doch auch beim iPhone!" Stimmt - aber ein Auto ist eben kein Smartphone. Während Apple nach 5-6 Jahren keine Updates mehr liefert, muss ein Auto 15+ Jahre mit Updates versorgt werden. Und hier geht's nicht um neue Emojis, sondern um sicherheitskritische Systeme.

Was viele nicht wissen: Siemens unterstützt die deutschen Autobauer seit über 30 Jahren in Sachen Software. Im Video-Cast erklären ihre Experten anschaulich, wie sich Auto-Software auch nach Jahren noch sicher updaten lässt.

📱 2024: Das Jahr, in dem die deutsche Autoindustrie aufwachte

Steve Jobs stellt das iPhone vor (Quelle: AP)

Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende zu. Wenn wir zurückblicken, wird dieses Jahr wohl als Wendepunkt in die Geschichte eingehen. Das Jahr, in dem die deutsche Autoindustrie eine bittere Wahrheit akzeptieren musste: Der Vorsprung durch Technik ist vorbei.

China zeigt die neue Realität

Nirgendwo wurde der Wandel so sichtbar wie in China. Das Land ist nicht nur der wichtigste Absatzmarkt. China ist auch zum globalen Technologieführer aufgestiegen. Neue Trends, Technologien und Innovationen kommen heute zuerst aus China. Was dort passiert, prägt die gesamte Branche.

Die Zahlen sind eindeutig: Alle deutschen Autobauer haben 2024 zweistellig verloren. Ihr Marktanteil fiel von 25% vor der Pandemie auf heute 15%.

Die Gewinner? Eine neue Generation von Autobauern:

  • BYD: 3,9 Millionen Auslieferungen 2024 (Prognose)

  • Tesla: 680.000

  • Li Auto: 600.000

  • Huawei: 500.000

  • Zeekr: 230.000

  • Xpeng: 180,000

  • Xiaomi: 130.000 (im ersten Jahr)

Alle Unternehmen sind keine 30 Jahre alt. Alle wachsen zweistellig - in einem stagnierenden Markt.

Dazu kommt: Viele ihrer wichtigsten Zulieferer sind Tech-Companies - nicht klassische Automobilzulieferer. Das heißt: Die gesamte automobile Wertschöpfungskette verschiebt sich.

Alte Strategien funktionieren nicht mehr

2024 wurde auch klar: Im Alleingang funktioniert die Transformation nicht.

Die VW-Tochter CARIAD entwickelte sich zum tragischen Symbolbild für diese Erkenntnis. Nach 5 Jahren und ca. 12 Mrd. Euro wurde klar: Es klappt nicht.

Interessanterweise waren es weniger technische Probleme, die zum Scheitern führten. Es waren vor allem kulturelle und strukturelle Hürden, die nicht überwunden werden konnten.

Die Konsequenz: Deutsche Autobauer setzen auf Partnerschaften. Bei VW sind es Rivian (USA) und Xpeng (China). Die Partner sollen die eigenen Defizite ausgleichen. Ob diese Strategie aufgeht? Die nächsten Jahre werden es zeigen.

Die Auswirkungen erreichen Deutschland

Die Folgen bekamen wir 2024 hautnah zu spüren: VW kündigt erstmals Werksschließungen an. Ford baut massiv Stellen ab. Zulieferer wie Bosch, Continental und ZF streichen tausende Jobs.

2024 kam alles zusammen: Hohe Energiekosten, Bürokratie, hohe Arbeitskosten und unzureichende Digitalisierung. All das machte den Standort Deutschland zunehmend unattraktiv.

Gleichzeitig zeigte sich: Die deutschen Produkte kommen in anderen Märkten nicht mehr so gut an wie früher. Die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden entwickeln sich global immer weiter auseinander.

Die Folge: Entwicklung und Produktion wandern nach China, in die USA oder nach Indien ab. Dort sind die Rahmenbedingungen besser, die Märkte dynamischer. Und: Man ist näher am Endkunden.

Der iPhone-Moment der Autoindustrie

2024 wurde erstmals richtig sichtbar: Was hier passiert, ist keine Evolution. Es ist eine Revolution. Eine komplett neue Produktkategorie entsteht.

So sehen Tesla, BYD & Co. das E-Auto. Rechts: Die Sicht etablierter Hersteller (Quelle: Michael Sura)

Erinnerst du dich an die Zeit vor dem iPhone? Damals gab's auch Handys. Maßgeblich zum telefonieren und SMS schreiben. Dann kam das iPhone - und plötzlich war das Telefon nur noch eine von vielen Apps. Ein völlig neues Produkt war entstanden.

Und genau das passiert gerade mit dem Auto.

Der fatale Fehler, den viele machen: Sie sehen im E-Auto eine Evolution. Das Auto bekommt einen neuen Antrieb. Statt Verbrenner, Elektromotor.

Tesla hatte als erstes verstanden: Das reicht nicht. Software first, Hardware second. China hat diesen Ansatz perfektioniert und industrialisiert.

Der Elektromotor ist nur die sichtbare Spitze des Eisbergs - die Veränderung, die jeder sofort erkennt. Was sich wirklich verändert, geht viel tiefer: Hier entsteht ein komplett neues Produkt. Die Art wie wir es nutzen, wie wir es kaufen, was wir von ihm erwarten. Alles ist anders.

Beim neuen Auto ist das "von A nach B kommen" nur noch eine von vielen Funktionen. So wie das Telefonieren beim iPhone.

Und obwohl es vor unseren Augen stattfindet, können wir es in Deutschland noch nicht so richtig greifen.

Während wir lange über Antriebsarten diskutieren haben, entstand vor unseren Augen ein völlig neues Produkt.

2025: Der Neustart

Der Druck wird weiter zunehmen. In China verschärft sich der Preis- und Innovationskampf. Gleichzeitig kehrt Donald Trump ins Weiße Haus zurück.

Besonders kritisch: Die USA waren bisher der Rettungsanker, um die Verluste in China zu kompensieren. Doch mit Trump und seinem neuen “Chief-Efficiency” Elon Musk wird auch das schwieriger.

Was sind also die Good News?

2024 ist die deutsche Autoindustrie endlich aufgewacht. Und unsere Position zwischen den Weltmächten USA und China könnte sich als strategischer Vorteil erweisen. Wir können von beiden lernen, mit beiden kooperieren. Und unsere Produkte auf beiden Märkten verkaufen.

Es ist ein neues Spiel. Mit neuen Regeln. Diese Regeln haben wir 2024 schmerzhaft gelernt. Zeit, dass wir mitspielen.

📊 Wochenperformance

Hier die Wochenperformance der wichtigsten Automotive-Werte:

Woche Δ: Kursveränderung der letzten Woche
YTD Δ: Kursänderung seit Jahresbeginn

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Das war’s für heute:

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Ich wünsche dir ein paar erholsame Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr,

— Philipp

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