- Der Autopreneur
- Posts
- Google & ChatGPT im Auto, China Handelskrieg, Mercedes Kehrtwende bei E-Autos
Google & ChatGPT im Auto, China Handelskrieg, Mercedes Kehrtwende bei E-Autos
Herzlich willkommen zur 17. Ausgabe von Der Autopreneur!
Diese Woche gab's große AI-Ankündigungen seitens OpenAI und auf der Google I/O. Ich habe mir angeschaut, was vorgestellt wurde und gebe eine Einschätzung zum Impact für Automotive. So viel vorab: The war is on. Jetzt beginnt der Kampf um die Vorherrschaft der Sprachassistenten im Auto.
Außerdem in dieser Ausgabe:
Eskalation im Handelskrieg: USA vervierfachen Zölle auf China
Macron will EU-Autoindustrie schützen - mit Gegenzöllen
Kehrtwende bei Mercedes & VW: Verbrenner bleiben länger
Stellantis verkauft jetzt chinesische Autos in Europa
Lesezeit: 5 Minuten
🔮 Was die neuesten AI-Ankündigungen von Google & OpenAI für Automotive bedeuten
Hinweis: AI-generiert (midjourney)
Google und OpenAI haben diese Woche ihre neuesten KI-Innovationen und Features vorgestellt. Ich habe analysiert, was neu ist und welche Folgen das für die Automobilbranche hat.
Das sind die wichtigsten Neuerungen:
OpenAI
Multimodaler KI-Assistent: sieht, hört und spricht in Echtzeit, keine Verzögerungen mehr, fühlt sich an wie ein natürliches Gespräch
Versteht Emotionen, Gesichtsausdrücke und übersetzt nahtlos zwischen Sprachen
Außerdem - verbessertes ChatGPT-Modell (4o): schneller und kostenlos für alle
Ebenfalls Multimodaler KI-Assistent mit ähnlichen Fähigkeiten wie OpenAI (Project Astra)
Kombiniert persönliche Daten und öffentliche Infos für personalisierte Unterstützung
Integration von KI in die Google-Suche
Updates für Android Auto mit neuen Apps, Spielen und Entwickler-Tools
Was heißt das für die Autobranche? 3 Dinge, die du wissen musst:
1 | Der Kampf um den besten Sprachassistenten beginnt
Die Fortschritte bei KI-Sprachassistenten sind krass. Siri, Alexa und Hersteller-Lösungen wirken auf einmal hoffnungslos veraltet. Jetzt beginnt der Wettlauf um die besten KI-Assistenten - auch im Auto.
Schon bei Infotainment taten sich Autobauer schwer, mit Google und Apple mitzuhalten. Heute sind CarPlay und Android Auto für viele Kunden ein Muss beim Autokauf.
Sprache ist das perfekte User Interface im Auto. Zumindest solange wir noch selbst fahren. Wie beim Infotainment wird sich der Anbieter mit dem besten Gesamtpaket durchsetzen. Fraglich ist, ob Autohersteller konkurrenzfähige Sprachassistenten entwickeln können. Oder ob sich auch hier schnell abzeichnet, dass die eigenen Lösungen nicht mit denen von Apple, Google & Co mithalten können.
2 | KI verändert die Art, wie wir im Internet suchen und Infos finden
Wie wir das Internet nutzen und nach Informationen suchen, steht ebenfalls vor einem Umbruch. Mit KI finden wir künftig schneller und genauer Antworten. Ohne selbst Infos auf Websites zusammenzusuchen. Die meisten Antworten erhalten wir direkt bei Google. Das hat Folgen für Autohersteller: Die Bedeutung ihrer Websites und Online-Shops für die Informationsbeschaffung dürfte weiter abnehmen.
3 | Big Tech drängt stärker ins Cockpit
Google und Apple fokussieren sich noch mehr aufs Cockpit. In Kalifornien hat man wohl das Potenzial erkannt, DAS Betriebssystem fürs Auto bereitzustellen. Entsprechend sehen wir vermehrt neue Ankündigungen und Features. Der Trend zu "Big Tech Inside" ist also ungebrochen.
Mein Fazit: Die jüngsten KI-Entwicklungen erhöhen den Transformationsdruck auf die Automobilhersteller weiter. Das betrifft nicht nur Sprachassistenten, sondern perspektivisch die gesamte digitale Erfahrung im Auto. Die Abhängigkeit von den Big Techs dürfte wachsen. Und die Zeiten, in denen Autobauer die Customer Journey vollständig kontrollieren, neigen sich dem Ende zu.
🔗 Electrek | Matthis Grotzke | 9to5Google | engadget | CIO 1 | CIO 2 | TheVerge | CIO Dive
Hier sind die weiteren News der Woche:
🇺🇸 USA vervierfachen Zölle auf Elektroautos aus China von 25% auf 100%: Der Handelskrieg eskaliert. Neben E-Autos aus China erhöhen die USA auch Zölle auf Hightech-Produkte wie Solarzellen, Halbleiter und Batterien. 18 Mrd. $ an Importen sind betroffen. China wirft Biden ein Wahlkampfmanöver vor und droht mit Konsequenzen.
Die EU denkt derweil ebenfalls über höhere Zölle nach. Eine Entscheidung soll noch vor der Europawahl fallen.
Das versetzt deutsche Autokonzerne in Angst, zwischen die Fronten zu geraten. VW, BMW und Mercedes sind extrem abhängig vom China-Geschäft. Sie produzieren in China auch für den Export - würden also direkt von EU-Zöllen getroffen. Umgekehrt treffen chinesische Gegenzölle wiederum Autos, die von deutschen Marken in den USA gebaut werden. Ein Desaster.
Autobauer wie BMW-Chef Zipse warnen eindringlich vor dieser Eskalation. Zu Recht, denn am Ende gibt es in einem Handelskrieg nur Verlierer. Gerade die extrem verflochtene und China-abhängige deutsche Autobranche hat viel zu verlieren. Die Zeiten des ungehinderten Freihandels scheinen endgültig vorbei zu sein.
🔗 NYT | Autohaus | Automobilwoche | Automotive Weekly
🇫🇷 Emanuel Macron will Europas Autoindustrie verteidigen: Der französische Präsident ist übrigens einer der größten Verfechter für EU-Strafzölle auf Chinas E-Autos. Im Interview vergleicht er die Lage mit dem Niedergang der europäischen Solarindustrie vor 20 Jahren. Ein Fehler, den man nicht wiederholen dürfe.
Macron prangert unfaire Subventionen und Überkapazitäten in China an. Europa sei heute der offenste Markt und könne so nicht überleben.
Der Präsident fordert gleiche Wettbewerbsbedingungen und Fairness bei Zöllen. Europäische Hersteller, die nach China exportieren, zahlen 15-24% Einfuhrzoll. Chinesische Hersteller, die in die EU importieren, zahlen nur 10%.
Macron weiß: Deutsche Autobauer fürchten Strafzölle. Doch er stellt klar: Die Interessen einiger Firmen zählen weniger als die der gesamten europäischen Wirtschaft. Es gehe um den Schutz der Industrie vor unfairer Konkurrenz.
Macrons klare Worte zeigen, dass der Druck für Gegenmaßnahmen auch in der EU weiter steigt. Das könnte den anziehenden Handelskrieg weiter befeuern - mit ungewissen Folgen.
🔗 Bloomberg
🚨 Mercedes verwirft Pläne für rein elektrische Luxus-Plattform: Kehrtwende bei Mercedes: Wegen schwacher Verkäufe von EQE und EQS stoppt man eine neue Elektro-Plattform. Die "MB.EA-Large" für rein elektrische S- und E-Klasse ab 2028 ist vom Tisch.
Stattdessen laufen die Verbrenner-Versionen länger. Auch EQE und EQS bekommen statt einem Neuentwurf nur eine Weiterentwicklung ihrer EVA2-Plattform. Verbrenner soll es laut CEO Ola Källenius sogar "bis weit in die 2030er" geben.
Das spart laut Schätzungen 4-6 Milliarden Euro. Källenius erklärt den Schwenk: "Das Tempo der Transformation bestimmen die Marktbedingungen und die Wünsche unserer Kunden." Statt 100% Elektro 2030 peilt man nur noch 50% Elektro-und Hybrid-Anteil bis 2030 an.
Audi ist da konsequenter: Ab 2033 wollen die nur noch E-Autos verkaufen. "Wir werden alle elektrisch fahren", so CEO Gernot Döllner.
Und bei BMW dürfte man Mercedes' Kehrtwende mit Genugtuung beobachten. Seit Jahren sträubt man sich gegen ein fixes Verbrenner-Aus - und sieht sich nun bestätigt.
Mercedes' Strategiewechsel spaltet die Gemüter: Die einen sehen darin eine vernünftige Anpassung an die Realität des Marktes. Andere fürchten einen Zick-Zack-Kurs, der auf Dauer Vertrauen und Erfolg kosten könnte. Die Zukunft wird zeigen, wer Recht behält.
🔗 WardsAuto | Automobilwoche 1 | Automobilwoche 2 | Automobil-Produktion
🔄 Und auch VW rudert bei seiner Elektro-Strategie zurück: Neben Mercedes bremst auch VW bei der E-Mobilität. Plug-in-Hybride sollen die stockenden Verkäufe reiner E-Autos abfedern. Mehrere Elektro-Großprojekte liegen auf Eis.
Der Grund: schwache Nachfrage durch hohe Preise und gekürzte Förderungen. VW verkauft gerade so viele Verbrenner, dass man 2024 die Emissionsgrenze zu reißen droht. Eine Kehrtwende zum aggressiven Elektro-Lobbying vor drei Jahren.
Ex-Chef Herbert Diess propagierte noch 75 E-Modelle bis 2030, sah VW als DIE Elektro-Marke. Der Erfolg bleibt aus, doch den totalen Rückzug gibt es nicht: In China soll Partner Xpeng helfen, Boden gutzumachen.
Die Krise erfasst die ganze Branche. Es sieht so aus, als würde ein deutscher Hersteller nach dem anderen seine Elektro-Strategie kippen. Der Markt für Verbrenner schrumpft langsamer als gedacht, und da will man noch mitnehmen, was geht.
🔗 Bloomberg
🇨🇳 Stellantis holt Chinas Leapmotor nach Europa: Ab September verkauft Stellantis E-Autos des chinesischen Herstellers Leapmotor in 9 EU-Ländern. Zum Start gibt's den Kleinwagen T03 und SUV C10 bei 200 Stellantis-Händlern. Ziel: Im Segment unter 20.000€ mitmischen. 30% niedrigere Produktionskosten in China sollen Druck auf Konkurrenten wie Dacia und BYD ausüben. Doch der Deal ist riskant: Leapmotor wird die 15. Marke bei Stellantis. Klare Positionierung? Schwierig. Zudem beflügelt CEO Tavares so den von ihm selbst angekündigten "furchtbaren Kampf" mit den Chinesen in Europa. Geht seine eigene Prophezeiung nun in Erfüllung?
🔗 Automobilwoche 1 | Automobilwoche 2
Das war’s für diese Woche!
Wie immer freue ich mich sehr über dein Feedback:
Wie hat dir die heutige Ausgabe gefallen? |
Login oder Abonnieren um an umfragen teilzunehmen. |
Schreib mir gerne per Mail oder in den LinkedIn Kommentaren zu dieser Ausgabe. Ich freue mich immer über deinen Input!
Bis nächste Woche,
Philipp
P.S. Dieser Newsletter ist viel Arbeit, macht mir aber großen Spaß. Wenn er dir gefällt, freue ich mich sehr, wenn du ihn an Kolleg:innen & Kontakte weiterempfiehlst. Danke für deine Unterstützung!
Ich bin Philipp. Seit 15 Jahren treibe ich die digitale Transformation in der Automobilindustrie voran. Nach 10 Jahren bei Mercedes-Benz habe ich 2020 die Digitalberatung horyzn.io gegründet. Mein Ziel: Branchenexperten mit Insights versorgen und OEMs bei der digitalen Transformation unterstützen.
Kennst du das auch?
✓ Im Tagesgeschäft gefangen, fehlt dir die Zeit, dich strategisch mit Markt, Kunden und Wettbewerb auseinanderzusetzen?
✓ Vor lauter Bäumen siehst du den Wald nicht mehr und weißt nicht, welche Themen du priorisieren sollst?
✓ Dir fehlt eine klare Vision, wohin sich dein Geschäftsbereich entwickeln soll?
Dann bist du nicht allein. Viele Entscheider in der Automobilindustrie kämpfen mit genau diesen Herausforderungen.
Die gute Nachricht: Wir können helfen!
Mit maßgeschneiderten Marktanalysen verschaffen wir dir den nötigen Überblick. Aufbauend darauf entwickeln wir eine ganzheitliche Digitalstrategie und kundenzentrierte Lösungen für nachhaltiges Wachstum. Profitiere von unserer Automotive- und Digital-Expertise:
→ Vereinbare jetzt dein kostenloses Erstgespräch!
In nur 30 Minuten zeigen wir dir, mit welchen Insights und Ansätzen du die Customer Experience optimierst und die digitale Zukunft deines Unternehmens gestaltest. Ich freue mich darauf, dich kennenzulernen!
PS: Du suchst die passende Plattform für deine Marke und Expertise? Erfahre mehr über Sponsored Posts in diesem Newsletter. Schreib mir einfach!
Alle bisherigen Ausgaben findest du hier.