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Warum die Deutschen jetzt chinesische Autos kopieren
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Herzlich willkommen zur 64. Ausgabe von Der Autopreneur!
Unsere heutige Story beginnt in den 80er Jahren. VW wagt als einer der ersten westlichen Autobauer den Schritt nach China.
1984 gründen sie ein Joint Venture mit dem Staatskonzern SAIC. Der Deal: Marktzugang gegen Technologietransfer.
Die Strategie zahlt sich voll aus. Fast vier Jahrzehnte ist VW die Nummer 1 in China.
Erst 2023 verlieren sie diese Position an BYD. Ein Unternehmen, das erst seit 2005 Autos baut.
Heute werfen wir einen Blick auf diese Entwicklung. Und auf die Ironie dieser Geschichte:
Denn vor 40 Jahren haben wir China gezeigt, wie man Autos baut.
Heute wollen wir von ihnen lernen, wie man in der Software-Ära erfolgreich bleibt.

KI-generiertes Symbolbild
Der Wake-up Call für deutsche Autobauer
Diese Story ist nicht neu: Deutsche Autos waren jahrzehntelang der Inbegriff technologischer Überlegenheit. Deutsche Autobauer waren die Technologieführer.
Der Erfolg spiegelte sich auch in der Unternehmenskultur wider. Innovationen von außerhalb? Wurden oft belächelt oder gar nicht erst beachtet.
Während Corona änderte sich das.
In dieser Zeit verschwand China verständlicherweise von der Prioritätenliste.
Was dort passierte, wurde dann erst 2023 sichtbar. Und zwar bei der Auto Shanghai, der größten Automesse Asiens.
Für die deutschen Ingenieure war dieses Event ein Wake-up Call.
Denn die chinesischen Hersteller hatten die Coronajahre genutzt. Und überholt.
Bei Software, Batterien und autonomem Fahren.
Ein Manager eines deutschen Autobauers erinnert sich: Nach der Messe erhielt er einen besonderen Auftrag. Er sollte ein zukunftsfähiges Betriebssystem entwickeln.
Die Ironie? Seine Wunschliste enthielt exakt die Features, die chinesische Autos bereits hatten.
Die deutschen wollten in Sachen Software praktisch 1:1 das kopieren, was die Chinesen bereits umgesetzt hatten.
Sein ernüchterter Kommentar: "Wir haben den vollen Kreis geschlossen."
Was er damit meinte? Früher kopierten die Chinesen von uns. Jetzt kopieren wir von ihnen.
Die Erkenntnis in Europa: Wir haben den Anschluss verloren.
"Bei Software haben westliche Hersteller es versucht und sind gescheitert", summiert es ein Experte von AutoForm.
Vom Lehrer zum Schüler
Dieser Rückstand erklärt den plötzlichen Strategiewechsel deutscher Autobauer.
Partnerschaften mit chinesischen Unternehmen sind plötzlich keine lästige Pflicht mehr. Sie werden zur strategischen Notwendigkeit.
Der Fokus liegt auf Technologietransfer - nur diesmal in die andere Richtung.
Ein paar Beispiele:
VW investiert 700 Millionen Dollar in Xpeng
Mercedes kooperiert mit Hesai bei Lidar-Systemen
Stellantis arbeitet mit Leapmotor zusammen
BMW geht eine Partnerschaft mit Huawei ein
Ein Insider erzählte mir: Bei der VW-Xpeng-Partnerschaft bekommen die deutschen Ingenieure heute eine klare Ansage. "Fangt bloß nicht wieder an, den Chinesen zu erklären ‘wie es richtig geht’. Klappe halten, zuschauen und lernen."
Jahrzehntelang waren es die Chinesen, die von den Europäern gelernt haben. Jetzt hat sich das Blatt gewendet.

KI-generiertes Symbolbild
What happens in China, doesn't stay in China
In den 80ern drängten europäische Autobauer nach China. Der Grund: Ein riesiger, wachsender Absatzmarkt.
Heute ist es umgekehrt. Chinesische Hersteller wollen nach Europa. Der heimische Markt ist übersättigt. Es tobt ein brutaler Preiskampf. Zudem blockieren die USA den Zugang zu ihrem Markt.
Europa hingegen ist zugänglich. Und der E-Auto-Markt ist noch jung. Der Kuchen wird gerade erst verteilt. Die Chinesen haben die Chance erkannt und wollen sich frühzeitig Marktanteile sichern.
Die große Angst in Europa: Der Markt könnte mit günstigen chinesischen E-Autos überschwemmt werden. Die heimische Industrie wird verdrängt, Arbeitsplätze gehen verloren.
Zudem wirft man China vor, seine Autoindustrie illegal zu subventionieren. Experten schätzen die staatliche Unterstützung für die E-Auto-Branche zwischen 2009 und 2023 auf über 230 Milliarden Dollar.
Als Reaktion führte die EU letztes Jahr Schutzzölle von bis zu 45% auf chinesische E-Autos ein.
Diese Zölle zeigen Wirkung. Chinesische Hersteller verlagern mehr und mehr Produktion nach Europa. BYD und Chery bauen Fabriken in Ungarn, Spanien und der Türkei.
Doch auch das ist riskant. Die Sorge: Europa könnte zur Werkbank für Chinas Autobauer werden.
Ähnlich wie bei Apple: "Designed in California, assembled in China". Nur eben "Designed in China, assembled in Europe".
Das würde zwar Produktionsjobs in Europa sichern. Die wertvolle geistige Arbeit würde aber in China bleiben. In Europa würde nur zusammengeschraubt, um Zölle zu umgehen.
Eine weitere ironische Wendung:
Jahrzehnte hat China von ausländischen Firmen Technologietransfer verlangt. Jetzt versucht Europa dasselbe.
Im März 2025 veröffentlichte die EU ihren "Action Plan" für die Autoindustrie. Die Bedingung für Marktzugang: Chinesische Unternehmen müssen entweder Joint Ventures mit europäischen Firmen eingehen oder Teile ihrer Technologie lizenzieren.
Wie konnte es so weit kommen?
Ein europäischer Manager in China führt vieles auf "Arroganz" zurück. Und auf die Fehlannahme, "dass nur liberale Gesellschaften wahre Innovation hervorbringen können."
Andere sprechen von Selbstsabotage: "Europa hat sich selbst ins Bein geschossen und dann China beschuldigt, die Waffe zu halten."
Was sie damit meinen? Europa hat mit seinen strengen Emissionsregeln, dem geplanten Verbrenner-Aus und dem Verzicht auf günstiges russisches Gas die eigene Autoindustrie geschwächt. Und gibt nun China die Schuld für die verlorene Wettbewerbsfähigkeit.
Was auch immer es ist: Der Drops ist gelutscht. Wir sollten nach vorne schauen.
Was jetzt zu tun ist
Europa steht vor einer schwierigen Entscheidung. Den Markt komplett abschotten? Das würde nur zu Vergeltungsmaßnahmen führen. Besonders deutsche Autobauer wären die Verlierer.
Eine Abschottung hätte noch einen weiteren fatalen Effekt: Wir würden die Chance verlieren, von den Chinesen zu lernen. Dadurch würden wir zwar unseren Heimatmarkt schützen. Aber auf dem Weltmarkt dauerhaft den Anschluss verlieren.
Die Alternative: Von China lernen und gleichzeitig klare Bedingungen stellen.
Die EU und China sitzen bereits am Verhandlungstisch.
Vor 40 Jahren mussten europäische Autobauer in China eine Mehrheitsbeteiligung abgeben, um dort verkaufen zu dürfen. Jetzt fordert Europa genau dasselbe von chinesischen Herstellern.
Europa kann im globalen Wettbewerb nur bestehen, wenn es von China lernt. Ohne sich komplett abhängig zu machen.
Dafür müssen wir vor allem eins: Jede Form von Arroganz ablegen. Was wir stattdessen brauchen: Unternehmerische Neugier. Und ein bisschen Opportunismus.
Und hier kommt die letzte Ironie dieser Geschichte. Genau diese Offenheit, Neugier und Lernfähigkeit können wir uns von China abschauen.
Vom "Gegner" lernen und dieses Wissen anwenden. Genau so wurden die Chinesen so erfolgreich.
Entweder wir öffnen uns und lernen von den Besten - egal woher sie kommen. Oder wir verharren in der Vorstellung eigener Überlegenheit und werden weiter zurückfallen.
Die Entscheidung liegt bei uns.
PS: Wie immer bespreche ich das Thema noch etwas ausführlicher im begleitenden Podcast.
Wie du siehst, tut sich gerade richtig viel in der Automobilbranche.
Wenn du den Überblick behalten willst:
Ich versende jeden Mittwoch ein Automotive Intelligence Briefing für Unternehmen.
Darin enthalten: Alle erfolgskritischen Updates der Branche. In 5 Minuten gelesen.
Ich sehe das essential für alle Unternehmen mit Automotive-Exposure.
Denn nur wenn du das Big Picture verstehst, kannst du dein Unternehmen, deinen Geschäftsbereich oder dein Projekt optimal ausrichten.
Das war’s für heute:
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Bis zum nächsten Mal,
— Philipp Raasch
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