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China vs. Deutschland: 5 Dinge die wir voneinander lernen können

Herzlich willkommen zur 38. Ausgabe von Der Autopreneur!

Den heutigen Newsletter schreibe ich aus Shenzhen, das manche als das "Silicon Valley" Chinas bezeichnen. Dementsprechend widme ich die Ausgabe voll und ganz dem Thema "China".

Im Fokus: Was sind die größten Unterschiede zwischen Deutschland und China? Und wie funktioniert der Automarkt hier?

Um das zu verstehen, habe ich mit 2 Personen gesprochen, die es wissen müssen:

  • Hendrik, ein Deutscher, der seit 10 Jahren in China lebt

  • Und Guang, ein Chinese, der in Deutschland lebt und bei einer VW-Tochter arbeitet

Ihre Einblicke zeigen: Der Kontrast könnte kaum größer sein. Von der Arbeitskultur bis zur Produktentwicklung - und doch könnte die Zukunft vor allem in der Kombination der Stärken liegen...

PS: Den begleitenden Podcast zum Newsletter findest du hier.

Lesezeit: 5 Minuten

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Dass die Autobranche sich gerade massiv verändert, wissen wir schon.

Aber ein Aspekt steht weniger im Rampenlicht - obwohl die Auswirkungen riesig sind: Autonomie & Robotik.

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🌏 Zwischen China Speed und deutscher Präzision

Der heutige Newsletter basiert auf Interviews mit Guang & Hendrik

Ich schreibe diesen Newsletter heute aus Shenzhen, dem Silicon Valley Chinas. Hier spürt man einen anderen Vibe: Alles scheint schneller, technologiegetriebener. Die Begeisterung für Tech ist allgegenwärtig – besonders in der Automobilindustrie. Gleichzeitig erlebt man hier täglich den Kontrast zwischen Tradition und Zukunft. Hightech-Malls stehen neben engen Gassen, wo Straßenhändler ihre Fische verkaufen. Dieser Mix aus Alt und Neu macht Shenzhen so faszinierend.

Und der Kontrast spiegelt sich auch in Chinas Aufstieg zur Automobilnation wider. Die rasante Entwicklung in der E-Mobilität hat tiefe historische Wurzeln. Im 19. Jahrhundert hatte man die industrielle Revolution verschlafen. Was folgte nennen die Chinesen ihr "Jahrhundert der Demütigungen". Dieses Trauma führte zu einem eisernen Entschluss: Nie wieder technologisch abgehängt werden.

Das prägt bis heute Chinas Technologiepolitik. Früh erkannte man das Potenzial der E-Mobilität. Mit massiven staatlichen Investitionen wurde gezielt ein neuer Industriezweig aufgebaut. Das Ziel: Weltmarktführer in der Mobilität der Zukunft werden.

Heute, knapp zwei Jahrzehnte später, scheint der Plan aufzugehen. Doch was bedeutet das für die etablierten Autobauer, besonders die deutschen?

Um Antworten zu finden, habe ich mit zwei Insidern gesprochen, die beide Welten gut kennen:

  • Hendrik: Deutscher, seit 10 Jahren in China. Leitet eine Digitalagentur, die für deutsche und chinesische Autobauer arbeitet

  • Guang: Chinese in Deutschland. UX-Designer bei Diconium, einer VW-Tochter

Ich wollte von ihnen wissen: Wie sehen sie mit ihrer besonderen Perspektive die Automobilbranche in China und Deutschland? Was sind die Unterschiede? Und was können wir voneinander lernen?

Hier die wichtigsten Erkenntnisse:

1) China Speed trifft deutsche Gründlichkeit

Hendrik: "In China ist alles sehr agil. Menschen haben keine Angst zu scheitern. Das siehst du an den vielen Startups, die kommen und gehen. Es herrscht dieser Mut zur Lücke."

Guang bestätigt: "Deutsche Autobauer sind für ihren methodischen Ansatz bekannt. Innovationen werden sorgfältig entwickelt und gründlich getestet."

Der Kontrast ist frappierend: Chinas "Fail fast, learn faster"-Mentalität trifft auf deutsche Perfektion. Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile.

Chinas Stärke liegt in der Geschwindigkeit und Anpassungsfähigkeit. Hendrik erinnert sich: "Bei Li Auto lagen zwischen einem Zweisitzer-Konzept und ihrem ersten SUV nur drei Jahre. Diese komplette Neuausrichtung in so kurzer Zeit hat uns damals echt beeindruckt."

Doch Schnelligkeit hat ihren Preis. Guang merkt an: "Manchmal fehlt es an Durchdachtheit und Langlebigkeit. Deutsche Autos kommen zwar langsamer auf den Markt, sind dafür aber oft ausgereifter."

2) In Sachen E-Mobilität scheint China derzeit uneinholbar

Warum ist das so?

Hendrik: "Die Infrastruktur in China ist prädestiniert für Elektroautos. In Megacities wie Shanghai verlassen die allermeisten Fahrzeuge nie die Stadt. Für längere Strecken nimmt man den Zug."

Wichtig zu verstehen: Chinas Hochgeschwindigkeitszüge sind pünktlich und günstig. Meistens ist man mit dem Zug schneller als mit dem Flugzeug. Für Langstrecken nutzt hier kaum jemand das Auto.

Guang ergänzt: "Die chinesische Regierung hat Elektromobilität zur nationalen Priorität erklärt. Massive Subventionen und Investitionen haben den Markt angeschoben."

In Deutschland kämpfen wir noch mit Reichweitenangst und lückenhafter Ladeinfrastruktur. Unser zersiedeltes Land stellt einfach ganz andere Anforderungen als chinesische Megacities.

3) Die Arbeitskultur unterscheidet sich stark

Hendrik erklärt: "In China dominiert WeChat. Das sorgt für ständige Verfügbarkeit. Lange Arbeitszeiten und schnelle Reaktionen sind üblich."

Alle schauen auf den China Speed – aber der hat auch seinen Preis. Die Arbeitszeiten sind deutlich länger als in Deutschland. Ständige Erreichbarkeit und sofortige Antworten werden erwartet – auch außerhalb der Arbeitszeit.

Guang schätzt dagegen die deutsche Work-Life-Balance: "Die Arbeitszeiten sind klar definiert. Das kann zwar die Reaktionsgeschwindigkeit bremsen, fördert aber die Lebensqualität."

Ein weiterer Unterschied: die Dokumentation. Hendrik: "In China wird oft wenig dokumentiert. Wissen hängt an Personen. Verlassen die das Unternehmen, geht viel Know-how verloren. Das führt oft zu Chaos. In Deutschland sind Prozesse klar definiert und dokumentiert. Das mag manchmal bürokratisch wirken, schafft aber Stabilität und Kontinuität."

4) Kundenerwartungen - Tech-Begeisterung vs. Funktionalität

Guang: "Chinesische Käufer sind oft jünger und technikaffiner. Sie sehen Autos als Smartphones auf Rädern."

Deutsche Kunden legen mehr Wert auf Funktion und Zuverlässigkeit.

Ein wichtiger Aspekt ist die Lokalisierung. Guang erklärt: "In China bevorzugen Nutzer z.B. visuelle Avatare als Sprachassistenten. Sie möchten quasi, dass ihr Auto auch Smalltalk kann. Europäische Kunden hingegen wollen eher knappe, sachliche Anweisungen geben - also Befehl und Ausführung.”

Hendrik betont: "Ein Chinese, der es sich leisten kann, würde immer noch einen Mercedes einem BYD vorziehen." Das zeigt: Deutsche Premiummarken haben in China nach wie vor einen exzellenten Ruf.

5) Gegenseitiges Lernen und kultureller Austausch

Am Ende sind sich beide einig: Deutschland und China können viel voneinander lernen.

Hendrik: "Deutsche Hersteller könnten mehr Mut zum Experimentieren zeigen und Ideen schneller umsetzen."

Guang: "Chinesische Firmen könnten von der deutschen Qualitätssicherung und klar definierten Prozessen profitieren."

Was nehmen wir nun mit? Die Zukunft des Autos entsteht doch irgendwie gemeinsam. Und zwar mit dem Besten aus beiden Welten: Deutscher Präzision und chinesischer Agilität.

In Zeiten des fundamentalen Wandels wird Kooperation wichtiger denn je.

Wer es schafft, das Beste aus beiden Welten zu vereinen, wird die Mobilität der Zukunft prägen – egal ob aus Wolfsburg oder Shenzhen.

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Bis nächste Woche,

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