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Das haben Mercedes & Co bei ihrer CASE-Strategie übersehen

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Besonders freut mich, dass meine Arbeit tatsächlich etwas bewirkt. Fast täglich erreichen mich Nachrichten von Lesern, die das bestätigen. Sie erzählen, dass wir mittlerweile selbst die größten Skeptiker in den Führungsetagen erreichen. Und ich hoffe, dass wir sie zum Nachdenken bringen. Genau das ist meine Mission: Den notwendigen Wandel anstoßen – auch wenn es manchmal wehtut.

Nun zum heutigen Thema: 2016 präsentierte Mercedes mit CASE eine neue Strategie. Connected, Autonomous, Shared, Electric - fast alle Autobauer übernahmen diesen Ansatz. Doch heute, bald 10 Jahre später zeigt eine ADL-Studie: Die Transformation läuft ganz anders als gedacht. Warum das so ist und was wir daraus lernen können, erkläre ich dir in der heutigen Titelstory.

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Lesezeit: 5 Minuten

Weitere Top-Themen (exklusiv für Pro-Abonnenten):

  • Ein viraler Marketing-Stunt in China zeigt, wie umkämpft der Automarkt ist. Chinesische Autobauer setzen dabei auf Features, die bei uns kaum vorstellbar sind. Was steckt hinter dieser Entwicklung, und was sollten wir davon lernen?

  • Ein neues, disruptives Geschäftsmodell aus Asien stellt die traditionelle Autoindustrie auf den Kopf. Meine Analyse zeigt: Die Auswirkungen könnten weitreichender sein als viele denken. Was bedeutet das für etablierte Hersteller & Flottenbetreiber?

  • Das Chart der Woche vergleicht die Software-Performance von über 40 Autobauern. Die Ergebnisse sind überraschend deutlich.

  • Und wie immer das 360°-Update zur Transformation: Alles was diese Woche wichtig war. Kompakt & zeitsparend aufbereitet

🔮 Was wurde aus... CASE? Die Transformation mit X Geschwindigkeiten

Quelle: Mercedes-Benz

2016 stellte der damalige Mercedes-CEO Dieter Zetsche die CASE-Strategie vor. Ich erinnere mich gut - damals war ich selbst noch bei Mercedes. Es war ein Versuch, die großen Transformationen der Automobilbranche zu bündeln und greifbar zu machen:

  • Connected

  • Autonomous

  • Shared

  • Electric

In Folge übernahmen fast alle etablierten Autobauer diesen strategischen Rahmen.

Doch heute stellt sich die Frage: Was ist tatsächlich Realität geworden, und wo stehen wir heute?

Eine Studie von Arthur D. Little zieht Bilanz. 16.000 Nutzer aus 25 Ländern wurden befragt. Sie repräsentieren über 80% der globalen Neuwagenzulassungen.

Die wichtigsten Erkenntnisse und meine Einschätzung:

1) Connected: Vernetzte Fahrzeuge sind heute Standard

Hier lagen die Strategen richtig. Software und Connectivity sind heute Standard in jedem Neuwagen. Und für viele Kunden unverzichtbar.

Doch anders als erhofft, haben sich nicht die herstellereignen Angebote durchgesetzt. Die meisten Kunden nutzen lieber die Smartphone-Integration von Apple oder Google.

Gleichzeitig bleibt die Entwicklung zum "Software-defined Vehicle" (SDV) eine der größten Herausforderungen. Dabei werden Hardware und Software entkoppelt. So können Autos durch Software-Updates ständig weiterentwickelt werden. Dieser Wandel stellt die klassischen Entwicklungsprozesse der Autobauer komplett auf den Kopf.

2) Autonomous: Kommt wohl doch nicht von den Autobauern

Die Vision vom vollautonomen Fahren bis 2025 war zu optimistisch. Viele Autobauer haben ihre Pläne für Level 4 und 5 zurückgefahren und setzen nun stärker auf assistiertes Fahren.

Doch: Die Big Techs springen ein. Google (Waymo) und Baidu (Apollo Go) investieren massiv in autonomes Fahren. Es wird deutlich, dass diese Technologie wohl nicht von den Autoherstellern kommen wird.

Dabei ist die Akzeptanz regional sehr unterschiedlich:

  • In Indien (+48) und China (+29) sind die Menschen offen für autonomes Fahren

  • In Europa und den USA hingegen bleibt die Stimmung skeptisch (beide -17)

Besonders auffällig: Wohlhabende, urbane Kunden zeigen das größte Interesse am autonomen Fahren. Also genau die Premium-Zielgruppe der deutschen Hersteller.

Die Akzeptanz für autonome Fahrzeuge variiert stark nach Region (Quelle: ADL)

3) Shared: Vom Mobilitätsanbieter zurück zum Kerngeschäft

Die Vision vom Autobauer als Mobilitätsdienstleister ist weitgehend gescheitert. Car-Sharing macht nur 3% des Mobilitätsmarktes aus. Mercedes und BMW haben ihre Sharing-Aktivitäten verkauft oder eingestellt.

Eine Ausnahme: Ride-Hailing-Dienste wie Uber, Grab und Didi sind erfolgreich. Sie werden im Schnitt 3,5 Mal pro Monat genutzt. In China und Südostasien deutlich häufiger.

Ride-Hailing ist in Asien deutlich populärer als in Europa und den USA. Car-Sharing bleibt weltweit eine Nischenlösung (Quelle: ADL)

3) Electric: Transformation mit X Geschwindigkeiten

Der Umstieg auf E-Autos vollzieht sich langsamer als von den Strategen erwartet. Aber er ist kontinuierlich - mit großen regionalen Unterschieden.

  • China: Hier vollzieht sich der Wandel am schnellsten. Nur noch 24% der Käufer würden sich für einen Verbrenner entscheiden.

  • USA: Hier bevorzugen 57% der Kunden weiterhin Verbrennungsmotoren

  • Europa: Liegt mit 45% dazwischen

Hybride bleiben laut Studie länger wichtig als gedacht. Grund: In vielen Märkten fehlt noch die Ladeinfrastruktur. Auch die Reichweitenangst ist nicht überall überwunden.

Preis und Umwelt spielen weltweit eine zentrale Rolle bei der Entscheidung für ein E-Auto (Quelle: ADL)

Globale Märkte entwickeln sich auseinander

Die wichtigste Erkenntnis der Studie: Die CASE-Trends entwickeln sich regional sehr unterschiedlich. Vor allem zwischen den Weltregionen.

Motorisierung folgt dem Wohlstand: Ab 5.000 USD BIP pro Kopf steigt die Anzahl der Autos stark an (Quelle: ADL)

Reife Märkte wie die USA und Europa definieren ihre Transformationsgeschwindigkeit selbst. Wachstumsmärkte sind da deutlich dynamischer.

Reife Märkte (USA/Europa):

  • Große Bestandsflotte bremst schnelle Veränderung

  • Kunden sind skeptisch gegenüber neuen Technologien

  • Sehr anspruchsvolle Kundenerwartungen an neue Produkte

Wachstumsmärkte (China/Indien):

  • Zunehmende Motorisierung (immer mehr Menschen besitzen ein Auto)

  • Große Offenheit für neue Technologien

  • Pragmatischere Kundenerwartungen (günstige & praktische Lösungen, die nicht zwangsläufig elektrisch oder autonom sein müssen)

Regionale Unterschiede in der Einstellung zu Mobilität (Quelle: ADL)

Was bedeutet das für die Autoindustrie?

  1. Regionale Strategien entwickeln: Ein globaler Ansatz funktioniert nicht mehr. China, Indien und andere Wachstumsmärkte brauchen andere Produkte und Geschäftsmodelle als Europa oder die USA.

  2. Unterschiedliche Geschwindigkeiten managen: Jeder Markt entwickelt sich anders.

  3. Fokus setzen: Statt sich in alle CASE-Dimensionen zu verzetteln, braucht es Prioritäten. Vor allem bei Software und E-Mobilität.

  4. Partner suchen: Technologie-Allianzen werden wichtiger, um in allen Märkten wettbewerbsfähig zu bleiben.

CASE hat 2016 die richtigen Themen identifiziert. Aber die Transformation läuft anders als gedacht: Unterschiedliche Geschwindigkeiten und regionaler Anforderungen.

Die Autobauer stehen vor einer Mammutaufgabe: Sie müssen technologisch führend bleiben. Und gleichzeitig die stark divergierenden Kundenerwartungen in den verschiedenen Weltregionen erfüllen.

📊 Wochenperformance

Hier die Wochenperformance der wichtigsten Automotive-Werte:

Woche Δ: Kursveränderung der letzten Woche
YTD Δ: Kursänderung seit Jahresbeginn

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Bis nächste Woche,

— Philipp

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