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Goodbye CARIAD, hallo Rivian
Herzlich willkommen zur 43. Ausgabe von Der Autopreneur!
2019 startete VW unter Herbert Diess ein ehrgeiziges Projekt: CARIAD.
Es sollte die deutsche Autoindustrie ins Software-Zeitalter führen. Eigenständig, unabhängig und mit deutscher Ingenieurskunst. In der Spitze arbeiteten 6.500 Entwickler an der Vision, die digitale Transformation aus eigener Kraft zu stemmen. Kosten für VW: 12 Milliarden Euro.
Diese Woche wurde dieses Kapitel beendet. Mit der "Rivian and VW Group Technology LLC" geht VW nun einen radikal anderen Weg. Statt auf Eigenentwicklung setzt man auf Software-Expertise aus dem Silicon Valley. 5,8 Milliarden Dollar für eine Partnerschaft, die es besser machen soll.
In der Titelstory analysiere ich das neue Joint Venture im Detail: Wie ist es aufgestellt? Was sind die konkreten Pläne? Und: Was wird jetzt aus CARIAD?
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Lesezeit: 5 Minuten
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Und wie immer das 360°-Update zur Transformation: Alles was diese Woche wichtig war. Kompakt & zeitsparend aufbereitet
🤝 Die 'Rivian and VW Group Technology LLC' löst CARIAD ab
KI-generiertes Symbolbild
VW und Rivian starten ihr Joint Venture. Die Arbeit hat diese Woche offiziell begonnen. Der Name der neuen Software-Company: Rivian and VW Group Technology LLC.
Die Investition wächst: Statt der ursprünglich geplanten 5 Mrd. legt VW jetzt 5,8 Mrd. USD auf den Tisch. Das zeigt: VW meint es ernst mit dem digitalen Neustart.
Das ist der Deal
VW nutzt künftig Rivians Software und Elektronik-Architektur. Die Technologie kommt in allen Segmenten zum Einsatz. Von Kleinwagen bis Luxus-SUV.
Was viele überrascht hat? Im neuen Setup ist man mit einem ganz neuen Speed unterwegs. In nur 12 Wochen hat das Team bereits ein erstes Testfahrzeug entwickelt. Ein VW mit Rivian Software und zonaler Architektur.
Die wichtigsten Fakten:
Alle VW-Marken werden Rivians Technologie nutzen – von VW über Audi bis Porsche
Die Technologie wird 2026 erstmals im Rivian R2 zum Einsatz kommen
Ab 2027 folgen dann die ersten VW-Modelle - zunächst von Scout (VWs neuer US-Marke) und Porsche (Projekt "K1")
Auch die Integration in bestehende MEB-Modelle wird geprüft (VWs aktuelle E-Auto-Plattform)
1.000 Entwickler arbeiten zum Start im Joint Venture - die meisten kommen von Rivian. Einige aber auch von Audi, Porsche und VW
Besonders interessant: Die neue Firma wird bewusst von VWs Strukturen getrennt. Der Hauptsitz liegt in Palo Alto, drei weitere Standorte in Nordamerika und Europa sind in Planung. Die Führung teilen sich Wassym Bensaid (Rivian) und Carsten Helbing (VW).
VW zahlt nur bei Erfolg
Die 5,8 Mrd. USD sind an klare Milestones gekoppelt:
2024: 2,3 Mrd. USD
1 Mrd. für 10% der Rivian-Anteile (Amazon-Gründer Jeff Bezos bleibt größter Shareholder)
1,3 Mrd. für Technologie-Lizenzen und 50% am Joint Venture
2025: 1 Mrd. USD
Für weitere Rivian-Anteile (aber nur falls Rivian definierte Gewinnziele erreicht)
2026: 2 Mrd. USD
1 Mrd. nach erfolgreichem Wintertest der Technologie
Bei Bedarf: 1 Mrd. Kredit für Rivian
2027/28: 460 Mio. USD
Beim Marktstart des ersten VW-Modells
Die Entwicklungskosten teilt man sich wie folgt:
VW trägt 75% der Kosten
Rivian trägt 25%
Ab 2029 übernimmt VW jährlich weitere 100 Mio. USD
Das Timing ist heikel
Das aufgestockte Investment kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. VW meldet gerade das schwächste Quartal seit Jahren. Gleichzeitig verhandelt man in Deutschland über Werksschließungen und Gehaltskürzungen.
Betriebsratschefin Daniela Cavallo warnt: "Können wir sicher sein, dass dies nicht das nächste Milliarden-Grab wird?" Die Frage ist zumindest berechtigt, wenn man sich den Börsenwert von Rivian anschaut. Der ist von 150 Mrd. auf heute 11,9 Mrd. USD gefallen.
Zusätzlich verschärft wird die Situation durch die einbrechende Nachfrage nach Elektroautos in Europa - besonders im Hochpreissegment. Ein heikler Zeitpunkt also für eine Milliarden-Wette auf reine Elektromobilität.
Rivians Börsenwert ist seit dem IPO Ende 2021 von über 150 Mrd. USD auf unter 12 Mrd. USD gefallen (Quelle: Bloomberg)
Was bedeutet der Deal für CARIAD?
VWs bisherige Software-Tochter verliert deutlich an Bedeutung. Besonders gravierend: Der komplette SDV-Hub wird heruntergefahren. Dieser Hub war CARIADs wichtigstes Zukunftsprojekt. Hier entstand die Software für die nächste Fahrzeuggeneration.
Die Entwickler aus dem Hub wechseln nicht wie ursprünglich angenommen ins Joint Venture. Im Gegenteil: Von beiden Seiten scheint kein Interesse an einer Zusammenarbeit zu bestehen. Das neue Joint Venture setzt stattdessen auf direkte Zusammenarbeit mit Audi, Porsche und VW.
CARIAD betreut zwar noch die bestehende Software sowie autonomes Fahren und Cloud-Dienste. Doch die Zeichen stehen auf Downsizing. Ein Teil der Belegschaft kehrt wohl zu den VW-Marken zurück, andere erhalten Abfindungen.
Symbolisch für den Umbruch: Chief Software Officer Sanjay Lal wird das Unternehmen wohl verlassen. Erst vor einem Jahr kam er als DIE große Software-Hoffnung zu CARIAD - ironischerweise von Rivian.
Und auch in China entwickelt man sich weg vom zentralen Ansatz:
2,4 Mrd. Euro Investment in Horizon Robotics
700 Mio. Dollar in Xpeng
Neue VW Modelle nutzen künftig Xpeng-Technologie
Der Grund: VWs eigene MEB-Plattform verkauft sich schlecht
Die neue Software-Strategie von VW
VWs neue Software-Strategie wird immer klarer. Man setzt auf Tech-Partnerschaften in Ost und West. In China mit Xpeng, im Westen mit Rivian.
Das Manager Magazin erwartet eine schrittweise Abwicklung von CARIAD. Mit jedem Erfolg der neuen Partnerschaften dürften weitere Aufgaben verlagert werden.
CARIAD-CEO Peter Bosch bleibt diplomatisch. Er nennt das Joint Venture einen "großen Schritt zur einheitlichen Softwareentwicklung". Zwischen den Zeilen wird klar: CARIAD hat sich mit der Situation arrangiert.
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